2. Korinther 4, 6-10 Gottes Schatz in zerbrechlichen Gefäßen

Liebe Gemeinde,

stellt euch vor, ihr habt einen Schatz. Ihr habt ihn gefunden. Oder geerbt. Jetzt ist es euer Schatz.  Ihr könnt darüber verfügen. Was macht man damit? Wie geht man damit um? Zuerst einmal muss man ihn sichern! Man braucht einen sicheren Platz. Ein Versteck vielleicht. Nur engste Vertraute, nein, niemand soll davon wissen. Auf jeden Fall darf man ihn nirgends so offen herumstehen lassen. – Gott hat auch einen Schatz und wie er mit seinem Schatz umgeht, darum geht es heute. Ich lese 2. Kor. 4, 6-10:

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. 

  1. Gott hat einen Schatz

Einen großen Schatz, unvergleichbar wertvoller als alle Schätze dieser Welt. Der größte Schatz, das Kostbarste der Welt, das ist Gottes Schatz. Sein Schatz ist sein Sohn: Jesus. Alles, was er mit Jesus dieser Welt schenken will! Gottes Schatz, das ist seine Liebe zu den Menschen. Nichts ist ihm so wertvoll. Alles gibt er für sie! Alles! Gottes Schatz, das ist seine Sehnsucht nach jedem Menschen, der ihn braucht, nach jedem, der ihn sucht, nach jedem, der ihn vergessen hat, sich im Leben verlaufen hat. Alles lässt er für seine Menschen liegen.

Gottes Schatz, das ist leidenschaftliche Zuwendung zu dieser Welt. Sein unbändiger Wille zu lieben. Gottes Schatz ist das Evangelium: Die gute Nachricht von Jesus Christus, die verlorene Menschen rettet. Letzten Endes ist es Gott selbst, Jesus selbst, der Heilige Geist mit seiner heiligen Sehnsucht, Christus zu den Menschen zu bringen. Der dreieine Gott, der zu den Menschen will, das ist sein Schatz.

Paulus vergleicht den Schatz mit dem Licht Gottes. „Gott hat seinen hellen Schein in unsere Herzen gegeben.“ Zuerst werden wir erleuchtet und dann werden wir zu Leuchten in dieser Welt. Etwas von Gott, Gott selbst kommt durch uns in die Welt. Jede und jeder ist eine Krippe, in die Gott seinen Schatz legen will. Der Gott, der am Anfang der Schöpfung gesagt hat „Es werde Licht!“, „Licht soll aus der Finsternis hervorgehen!“, der hat sein Licht in unsere Herzen gegeben. Der Schöpfer fängt eine neue Schöpfung an. Hier wie dort ist das Licht das Erste, der Anfang von Gottes Schöpfung und von seiner neuen Schöpfung.

Wir haben ihn nicht gesehen, wir haben uns und diese Welt nicht mit seinen Augen gesehen. Gott hat das Licht in uns angemacht, damit wir seine Herrlichkeit in Jesus Christus erkennen.  Jetzt erkennen wir seine ganze Macht und seinen Willen in Christus. Wir sind nicht mehr blind. Wir leben nicht mehr im Dunkeln, in der Unwissenheit. Wir sind aufgeklärt. Erleuchtet. Wir können Gott sehen, die Welt mit seinen Augen sehen. Wir sehen schon über den Horizont.

  1. Gott hat seinen Schatz in uns hineingelegt.

Wir sind Gottes Schatzkammer. Wir sind seine Vertrauten. Uns hat Gott anvertraut, was ihm so unendlich wertvoll ist. Alles! Seinen Sohn, seinen Geist, seine Liebe. Gott will seinen Schatz nicht für sich. Er will ihn für uns. Er will ihn nicht sichern, er will ihn riskieren! Er muss unter die Menschen. Wir sollen nicht beschützen oder verstecken, was er uns anvertraut hat. Sein Schatz behütet uns! Der Schatz passt auf uns auf.      Wir sollen ihn ausstreuen, unter die Menschen bringen. Die Welt soll sich bedienen. Dazu hat er ihn uns anvertraut.

Gott hat sein Licht nicht in uns hineingelegt, damit wir es wie in einem Tresor einschließen und für uns behalten. Gottes Schatz ist kein Schatz zum Verstecken, sondern zum Zeigen, zum Teilen, ein Schatz, der uns und andere reich machen will. Licht in der Finsternis. Ewigkeit. Satte Liebe.

Bei Licht gesehen sind wir die reichsten Menschen auf Erden. Gottes Kinder. Gottes Schatz-truhen. Wie ein reißender Strom hat uns seine Liebe gepackt und sie zieht uns durch unser Leben bis in die Ewigkeit. Unser Herz aus Stein wird verwandelt.  „Das Alte ist vergangen; siehe, Neues ist geworden!“ schreibt Paulus im nächsten Kapitel. (2. Kor 5,17) Wir können erleuchtet leben! Gott hat seinen Schatz in unser Herz gelegt! Wir sind Teil geworden seiner Liebe und seiner Leidenschaft für diese Welt.

Aber – und darum geht es Paulus in diesem Abschnitt seines Briefes ganz besonders, ohne irgendetwas vom bisher gesagten zurückzunehmen:

  1. Wir aber sind nur irdene Gefäße.

Wir sind Tontöpfe. Einfachstes Alltagsgeschirr. Aus Erde gemacht. Wir werden auch wieder zur Erde. Wir sind verletzlich. Zerbrechlich. Wir machen nicht viel her. Je älter so eine Tonschüssel oder ein tönerner Trinkbecher wird, desto mehr Gebrauchsspuren kann man sehen. Kratzer. Flecken. Kein Becher, der nicht angeschlagen wäre. Keiner ohne Macken. Manche Gefäße, in die Gott seinen Schatz legt, das Wertvollste, was er hat, manche haben sichtbare Risse, Brüche. Man wundert sich, dass sie noch halten. „Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die übergroße Kraft als von Gott kommend erkennbar sei und nicht von uns!“ schreibt Paulus.

Man sagt doch:  Ein edler Stein gehört in eine edle Fassung. Man sagt auch: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Die Verpackung entspricht dem Inhalt! In einer großen edlen Villa wohnen auch reiche Leute. Ein kostbares Geschenk erkennt man auch an seiner Verpackung! Was macht Gott, dass er uns seinen Schatz anvertraut? Was sucht er sich da für Boten aus, für Zeugen? Bei uns ist sein Schatz nicht sicher! Das ahnt doch keiner, was in uns steckt! Zu alt, zu jung, zu dumm, krank, zu viele Brüche, zu viele Flecken. Es müssen starke Menschen sein, in denen ein starker Gott lebt.

Paulus haben sich Christen mit dieser Meinung entgegengestellt. Die Christen in Korinth haben sich an ihm gestoßen. Er hat die Gemeinde gegründet. Für den Anfang war er richtig. Jetzt aber waren neue geistliche Führer aufgetaucht.  Paulus hat Konkurrenz bekommen.  Und die neuen Führer können ganz anders reden wie Paulus.  Sie sind stark. Sie sind Menschen, denen man gerne folgt. Sie haben Überzeugungskraft, Ausstrahlung. Bei ihnen sieht man es förmlich, dass Gottes Geist sie erfüllt!

Paulus schreibe große Briefe aus der Ferne, hat man ihm in Korinthe vorgeworfen, wenn er aber vor Ort ist, ist er schwach. Er zittert am Körper. Er kann Arme und Beine nicht stillhalten. Seine Rede war ungewandt, seine Krankheit war abstoßend. Wenn Paulus voll des Heiligen Geistes wäre, würde Gottes Geist anders durch ihn wirken. Er würde ihn heilen. In dieser schwachen Verpackung, da kann nichts Großes verborgen sein.

„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns!“ Wörtlich steht da, wir haben diesen Schatz in zerbrechenden oder zerbrochenen Gefäßen. Ostraka ist das griechische Wort für Scherben. Wenn man heute im Wüstensand Scherben ausgräbt, nennt man sie Ostraka. Oft sind Botschaften darauf eingeritzt, alte Rechnungen, ein Gruß vielleicht. Paulus macht aus Ostraka ein Adjektiv, wir sind Gefäße aus Scherben, Gefäße aus Bruchstücken, selbst zerbrochen, angeschlagen, abgenutzt.

Wir werden keine Goldkelche, unverletzbar, unzerstörbar, für jeden sichtbar kostbar, wenn Gott seinen Schatz in uns legt. Christen sind keine Sammeltassen mit Goldrand. Aber wir werden heilige Tonbecher, von Gott ausgesucht und gebraucht, um seinen Schatz in diese Welt zu bringen.

  1. Nichts und niemand aber kann uns zerstören.   

Nichts kann uns umwerfen. Wir werden angefochten, angegriffen. Aber wir sind nie allein, nie ohne Trost, nie ohne die Hand, die uns aufhilft.

Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, aber wir haben auch eine überschwängliche Kraft, die von Gott kommt! Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Wir sind geboren. Wir haben Frieden. Ja. Manchmal ist uns bange, aber wir verzagen nicht. Gott hebt uns den Kopf. Gott hält uns aufrecht. Wir stehen fest. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Nichts kann das Licht in uns auslöschen. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Der Auferstandene hat es Paulus gesagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ (2. Kor 12,9)

in Prediger hat in unserem Predigttext eine Anleitung zum Beten gefunden. Man könne es an zehn Fingern abzählen. (Hände heben, an den Fingern abzählen)

In der einen Hand sind: Wir sind bedrängt. Uns ist bange. Wir leiden Verfolgung. Wir werden unterdrückt. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Körper.

In der anderen Hand sind: Wir ängstigen uns nicht. Wir verzagen nicht. Wir werden nicht verlassen. Wir kommen nicht um. Das Leben Jesu wird an unserem Körper sichtbar.

Beide Hände kann ein Mensch zum Beten zusammenlegen, beide Hände kann ein Mensch falten, ehrlich vor Gott werden, Trost, Mut, Freiheit und Frieden empfangen.

Jesus hat seinen Jüngern angekündigt, dass sie Widerstand erleben werden. „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“  (Joh 16,33)

  1. Unsere Kraft kommt von Gott, nicht aus uns selbst.

Christen sind nicht kraftlos. Christen sind nicht kraftlos. Christen sind nicht kraftlos. Sie denken es nur viel zu oft, weil sie auf ihre Schwächen sehen. Sie verwechseln den Inhalt mit der Verpackung. Sie wollen selbst gut aussehen. Stark sein. Dann werden sie schwach.

Christen sind nicht kraftlos, aber ihre Kraft kommt von Gott nicht aus ihnen selbst. Paulus war nicht kraftlos, andere dachten das von ihm. Er hat seine Hände nicht sinken lassen, seine Reisen nicht abgebrochen, seinen Mund nicht gehalten.

Wie urteilen wir über uns selbst? Wie urteilen wir über andere? „Wir kennen niemand mehr nach dem Fleisch!“ schreibt Paulus im nächsten Kapitel (2. Kor 5,16). Wir beurteilen niemand mehr nach seiner menschlichen Erscheinung, seiner Kraft, seiner Schwäche, seiner Lebensgeschichte, seinen Leiden. Gott sucht sich die lustigsten oder unmöglichsten Menschen aus, um ihn ihnen zu leben und seinen Schatz in sie zu legen. Paulus war einer von ihnen.

Gott verändert auch Menschen. Es wird etwas heil, was kaputt ist. Es wird etwas neu, was alt ist. Aber nie wird es so sein, dass Christen sagen könnten: „Wir sind der Schatz! Wir sind heil! Wir haben immer Kraft. Unsere Liebe hat kein Ende. Nein! Wir sind irdene Gefäße, damit wir nicht vergessen, woher unsere Kraft kommt, wie sehr wir Christus brauchen, damit wir nicht stolz und unbarmherzig mit anderen werden.

Du irrst dich gewaltig, wenn du mit Gott nur in den Starken rechnest. Und du irrst dich gewaltig über dich selbst, wenn du vergisst, dass Gott sich selbst mit seiner Kraft, seinem Trost, seinem Beistand, seiner Liebe in dich hineingelegt hat. Du bist ein „Schatztransporter“ Gottes. Das ist die gute Botschaft heute: Gott kann und er will und er wird auch die Scherben deines Lebens zum Leuchten bringen.

Amen

 

Zusätze:

Wir tragen allezeit das Leiden Jesu an unserem Leib herum! Jesus sah man auch nicht an, wer er war. Jesus sah nicht königlich aus. Gottes Wort wurde Fleisch in Jesus. Ganz Mensch. Die Fleischwerdung des Schatzes Gottes setzt sich bei uns fort. Auch wir sind Kreuzträger!  Wir schweben nicht in den Wolken über dieser Welt. Wir leiden mit ihr. Manchmal kommen Christen in Krisen, weil sie dachten, dass alles Leid, wenigstens alles schwere Leid, wenigstens alles bleibende Leid aus ihrem Leben wegbliebe. Gott würde sie davor bewahren! Dass Gott seinen Kindern auch dauerhaft ein Kreuz auferlegen kann, dass er auch bei seinen Kindern Schwächen, Grenzen, Dunkles im Leben bestehen lässt, um sie so zu gebrauchen, das haben machen Christen nicht gehört vorher.

Zuhause, als ich noch Kind war, da hatten wir zweierlei Geschirr im Haus. Das eine war das Gute, mit Goldrand, es stand im Wohnzimmer in einer Vitrine. Die Vitrine roch noch ganz neu, fand ich immer, wohl weil sie so selten geöffnet wurde. Dieses Geschirr kam selten auf den Tisch. Das musste schon ein besonderer Tag sein, dass wir von den Tellern mit Goldrand aßen. Ich musste immer beim Abwaschen helfen, aber wenn wir dieses dünne feine Geschirr benutzten, durfte ich nicht einmal abtrocknen. Das sollte auf keinen Fall auch eine Macke bekommen. Das andere Geschirr war unser Gebrauchsgeschirr. Das hatte auch Gebrauchsspuren. Kleinere und größere Macken. In den Tassen konnte man sehen, wie viele Tausend Male darin umgerührt wurde. Wir sind Gottes Gebrauchsgeschirr. Wir gehören nicht in den Schrank, wir sind nicht zum Ansehen da. Gott will uns gebrauchen!

Zurück