1. Mose 13, 1-12 Abrahams Glaube bewährt sich im Konflikt mit Lot

29.10.2023

1 So zog Abram herauf aus Ägypten mit seiner Frau und mit allem, was er hatte, und Lot auch mit ihm ins Südland. 2 Abram aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. 3 Und er zog immer weiter vom Südland bis nach Bethel, an die Stätte, wo zuerst sein Zelt war, zwischen Bethel und Ai, 4 eben an den Ort, wo er früher den Altar errichtet hatte. Dort rief er den Namen des Herrn an.
5 Lot aber, der mit Abram zog, hatte auch Schafe und Rinder und Zelte. 6 Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß und sie konnten nicht beieinander wohnen. 7 Und es war immer Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Es wohnten auch zu der Zeit die Kanaaniter und Perisiter im Lande.
8 Da sprach Abram zu Lot: Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder. 9 Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.
10 Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra vernichtete, war sie wasserreich, bis man nach Zoar kommt, wie der Garten des Herrn, gleichwie Ägyptenland. 11 Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten. Also trennte sich ein Bruder von dem andern, 12 sodass Abram wohnte im Lande Kanaan und Lot in den Städten am unteren Jordan. Und Lot zog mit seinen Zelten bis nach Sodom.

 

Das ist mir ja ein schöner Neffe, dieser Lot, liebe Gemeinde. Wählt sich einfach das beste Land.  Das macht man doch nicht. Das ist doch nicht gerecht. Er muss doch auf seinen alten Onkel Abraham Rücksicht nehmen, oder?

In meinem ersten Lesebuch in der Schule gab es einen ziemlich gewitzten Text zu lesen. Zwei Männer sitzen am Tisch, zwei dampfende Fische liegen auf einem Servierteller vor ihnen. Der eine sagt zum anderen „Wähle du aus, welchen du haben möchtest“. Der nimmt den größeren Fisch. „Das finde ich unverschämt“ meint der erste. „Wieso? Welchen Fisch hättest du denn genommen?“ „Den Kleineren natürlich!“ „Dann habe ich in deinem Interesse gehandelt! Du hast den Fisch, den du selbst auch genommen hättest!“

Abraham hatte Lot zur Seite genommen und ihm gesagt: „Such Du aus! Willst Du das Land zur Linken, dann gehe ich zur Rechten, willst Du das Land zur Rechten, dann gehe ich zur Linken.“ Lot sucht sich das Beste aus. Er nimmt das Jordantal, da ist Wasser, da ist der Boden gut, da braucht er mit seinen Tieren nicht in die Berge steigen. Dem alten Abraham bleibt die karge Berglandschaft. Ein schöner Neffe, dieser Lot.

Aber genau so wollte es Abraham! Lot macht genau das, was Abraham sich gewünscht hat!  Das ist keine Unverschämtheit, sondern genau so war es gemeint! „Such Du aus, ich nehme das andere Land!“

Alter kann weise machen. Alter kann großzügig machen. Es gibt alte Menschen, die sich freuen, wenn Jüngere sich an ihrer Wahl freuen. Sie freuen sich einfach mit, selbst dann, wenn es sie etwas kostet, wenn sie auf etwas verzichten müssen. Es gibt Großeltern, die essen Fischstäbchen und Spaghetti und Pommes Frites an den Tagen, wenn ihr Enkel zu Besuch ist. Sie freuen sich einfach mit, wenn das Enkelkind sich freut. Was sie selbst gerne essen, stellen sie zurück. Hauptsache, es schmeckt dem Enkel. Alter kann frei machen und großzügig. Wer frei ist, kann loslassen. Wer liebt, der kann sich an der Freude des anderen mitfreuen.

Tatsächlich ist es im Streit zwischen Abraham und Lot der Ältere, der nachgibt. Vielmehr aber als eine Geschichte zwischen Jung und Alt ist es eine Geschichte des Glaubens. Der Glaube macht weise. Der Glaube macht Abraham frei. Der Glaube schenkt ihm Weitsicht und Ruhe im Konflikt. Der Glaube macht ihn zu einem Friedensstifter. Abraham weiß sich in Gottes Hand, von Gott geführt. Er weiß, dass Gott ihm Gutes geben will. Darum kann er loslassen und den Jüngeren segnen.

Wie Abraham sich Lot gegenüber verhält, zeigt eine vorbildliche Art einen Konflikt zu lösen. Es ist kein Weg, keine Methode für alle Konflikte, aber einiges Grundlegende kann man darin finden.

  1. Konflikte gehören zum Leben.

Konflikte sind nichts Schlechtes oder gar Böses. Es gibt kein Leben ohne Konflikte. Wer nicht gelernt hat, Konflikte zu bejahen und sie anzugehen, der hat nicht leben gelernt. Eher ist es schlecht, böse, dumm, unreif, Konflikte zu  leugnen, zu verdrängen oder auszusitzen.

Es gibt Zielkonflikte. Sollen wir den Urlaub auf den Bergen oder an der See verbringen? Zwei Ziele. Beide wird man nicht erreichen können. Sollen wir das Geld, das wir haben, für Kriegsopfer spenden, in den Urlaub fahren oder in unser Haus stecken? Drei Ziele. Wie soll man sein Geld aufteilen?

Es gibt Wegkonflikte. Es gibt Konflikte, wie man am besten zum Ziel kommt. Wenn wir uns in unserer Gemeinde fragten, wie wir stärker eine missionarische Gemeinde werden, dann ist das ein Zielkonflikt, oder ich habe es hier Wegkonflikt genannt. Das Ziel ist klar, aber wie kommen wir< dahin? Da können Menschen mit dem besten Willen, mit dem gleichen Glauben und der gleichen Hingabe an Jesus streiten, weil sie es verschieden einschätzen, was man tun müsste, um heute Menschen mit Jesus bekannt zu machen. Einen solchen Konflikt zu scheuen, auszusitzen oder nicht anzugehen, das wäre schlimm. Es kann dumm, falsch, Gott ungehorsam sein, nicht zu streiten, nicht um die Beste Lösung zu ringen.

Es gibt Wertekonflikte. Wertekonflikte zwischen Menschen, auch zwischen Christen: Wie wichtig, wie selbstverständlich ist es heute noch, von seinem Glauben zu reden, andere zum Glauben, zur Gemeinde einzuladen?  Wer tut das heute noch, obwohl Jesu gesagt hat „Wer mich nicht bekennt vor den Menschen, den will auch ich nicht bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ (Matth 10,32)

In meiner Studienzeit und in den ersten Dienstjahren, da wurde in unseren Gemeinden viel diskutiert, ob Frauen leiten dürfen, ob Frauen Abendmahl austeilen dürfen, ob Frauen Gottesdienste leiten und predigen dürfen. Jahrhunderte alte Glaubenssätze und Überzeugungen wurden hinterfragt. Auf wie viele Gaben Gottes müssten wir verzichten, wenn diese Fragen trotz Streitpotential nicht angegangen worden wären.

Es gibt Interessenkonflikte, auch unter Christen und auch Christen können verbittert um ihre Interessen kämpfen. Wann beginnen unsere Gottesdienste? Das haben wir vor zwei Jahren diskutiert. Ohne große Emotionen und Eskalationen. Wir haben diskutiert, abgestimmt, die unterlegene Minderheit hat es akzeptiert.

Es gibt Rollenkonflikte: Was muss ein Pastor/ eine Pastorin, eine Gemeindeleiterin tun? Was sind ihre Aufgaben? Was müssen sie können? Was dürfen sie auf keinen Fall tun?  Wie müssen sie auftreten?  Was heißt leiten heute?

Es gibt Verteilungskonflikte: Wie solle das Geld eingesetzt werden, das wir haben? Welche Prioritäten setzen wir? Wer braucht unsere Unterstützung besonders?

Konflikte gehören zum Leben. Diskutieren gehört dazu, Argumente austauschen, versuchen den anderen zu verstehen, vielleicht dessen Position einmal nachzuvollziehen, über Gefühle reden, die dabei eine Rolle spielen, Ängste vielleicht. Sich auseinander zu setzen, um zusammen zu kommen, ist etwas Gutes. Aber wie wir uns streiten, darin können wir böse werden. Aus der Liebe fallen. Respekt vor dem anderen verlieren. Verurteilen und persönlich angreifen. Unser Glaube aber will sich auch in Konflikten bewähren.

Abraham hat gebetet haben wir gelesen. In der Nähe von Bethel, wo er Gott einen Altar gebaut hatte. Das Gebet gehörte zu seinem Leben. Wer 1. Mose 13 weiterliest, wird dort finden, dass Abraham auch nach der Trennung von Lot Gott einen Altar gebaut und gebetet hat. Abraham bleibt ruhig, er handelt überlegt,  er tut das Richtige, er kann loslassen, weil er Gott vertraut: Er ist mit Gott unterwegs. Gott sitzt im Regiment. Gott wird ihn gut weiterführen.

Wie wir uns in Konflikten verhalten, das zeigt, ob oder wie wir glauben, Gott vertrauen, weise geworden sind, innerlich frei oder uns abgrenzend, angreifend, ob wir in der Liebe bleiben, ob wir demütig oder stolz sind.

  1. Nicht jede Konfliktlösung ist eine gute Lösung

Oft werden Konflikte verdrängt. Man will es nicht wahrhaben. Man will es nicht sehen. Man will es nicht ansprechen. Lieber alles laufen lassen! Konflikte bringen Unruhe, Streit vielleicht. Solange sich keiner laut beschwert, bleibt alles wie es ist. Konflikte zu verdrängen ist keine Lösung. Konflikte nicht anzugehen, um einer Sache willen nicht anzugehen, kann unverantwortlich sein. Konflikte anzugehen, kann neue Wege und Entwicklungen möglich machen.

Der Stärkere gewinnt. Vielleicht ist das die häufigste Konfliktlösung. Der scheinbar Stärkere kann auch der Empfindlichere sein, der am lautesten schreit, der sich am meisten wehrt, der stur ist und sich nicht bewegen will. Oder der die Macht hat, zu bestimmen. Konflikte werden nicht wirklich gelöst, wenn der Stärkere nicht zuhört, nur seine Interessen wahrt, unbedingt recht haben will, nicht zu Kompromissen bereit ist. Dann schwelt es bei anderen weiter oder sie gehen in die innere Opposition. Schlecht gelöste Konflikte sind Motivationskiller.

Das Alte bleibt beharrlich. Diese Konfliktlösung nennt man das Senioritätsprinzip, habe ich gelesen. Was früher war, das hat Vorrecht. Hier ist weniger daran gedacht, dass Ältere das Sagen haben. Vielmehr ist gemeint, dass das, was schon da ist, was irgendwann geworden ist, ob es einmal überlegt und entschieden wurde oder einfach irgendwie entstanden ist, dass das Alte sich immer wieder durchsetzt. „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Das hat sich bewährt. Alles Neue ist fremd und bringt Unfrieden.  Das Senioritätsprinzip kann jeden Fortschritt und Weiterentwicklung aufhalten.

Ein Kompromiss ist oft eine gute Lösung. Da wird verhandelt miteinander. Welche Interessen welcher Partei müssen in jedem Fall gewahrt werden? Wo sind sie beweglich? Wo ist die Schmerzgrenze des anderen? Der Kompromiss sucht eine Lösung, die beide Parteien etwas kostet, bei der beide etwas gewinnen und die beide Seiten tragen können.

Nachgeben. Abraham aber geht einen anderen Weg: Er gibt nach! Er verzichtet auf seine Vorteile. Er ordnet seine Interessen denen von Lot unter. Er lässt dem anderen die freie Wahl. Obwohl er der Mächtigere ist. Versuchen sie diese Konfliktlösung mal bei Kindern: Da stehen zwei ganz verschieden große Nachtische auf dem Tisch. Wenn ein Kind dem anderen den Vortritt lässt, dann ist es entweder satt oder feige oder frühreif oder es hat seinen Bruder oder seine Schwester wirklich lieb.

Ich habe das nicht erlebt, aber gehört habe ich davon, dass Erbstreitigkeiten Familien entzweien können. Erben können in diese kindliche Situation zurückfallen. Da wird gekämpft, angegriffen, aufgerechnet. Es gelingt kein Kompromiss. Am Ende fühlt sich immer jemand betrogen. Vorher gute Beziehungen werden geopfert, weil man Recht hatte oder benachteiligt wurde. Was wäre das für ein Frieden, wenn eine Tochter ihrer Schwester sagte: „Such Du aus, welchen Schmuck von Mama Du haben willst. Ich nehme, was du nicht willst. Nimm was Du willst aus Papas Bildersammlung, ich nehme die anderen.“

  1. Glaube bewährt sich im Konflikt.

Weil Abraham Gott vertraut, darum kann er frei und großzügig sein. Weil Gott ihn versorgen wird, darum kann er sich mit Lot mitfreuen. Die Ursache des Konfliktes können beide nicht ändern. Das Land kann sie nicht ertragen. Sie sind zu viele für dieses Land.  Zumal   auch noch die Kanaaniter und Perisiter im Land sind. Der Raum ist zu klein, die Ressourcen zu knapp. Es gibt zu wenige Wasserstellen. Der Konflikt wird zum bitteren Streit. Der Konflikt eskaliert.

Man kann verschiedene Eskalationsstufen unterscheiden. Sie gibt es in großen Zusammenhängen und im ganz Privaten, im Persönlichen. (1) Man redet nicht mehr miteinander. (2) Man redet über die anderen. (3) Man grüßt den anderen nicht mehr. (4) Das Urteil über die anderen verfestigt sich. (5) Es kommt zu Schlagabtauschen. Man wird laut, beschimpft sich, hört nicht mehr zu, lässt den anderen nicht ausreden. Es fallen Schimpfworte, Beleidigungen. Dem anderen wird alles Gute abgesprochen. (6) Dann werden Fakten gesetzt. Jetzt wird gehandelt. Worte bringen nichts mehr. (Obwohl man nie wirklich miteinander gesprochen hat.) (7) Es kommt zu Parteibildungen. (8) Feindbilder werden ausgebaut. Es gibt nur noch die Guten und die Bösen. Dazwischen gibt es nichts. Man kann nur für den einen oder für den anderen sein. Beides geht nicht mehr. Man glaubt nicht mehr, was der andere sagt. Der lügt! Misstrauen verdirbt das Klima. (9) Und irgendwann gibt es Prügel. Irgendwann kommt die Gewalt. (10) Der Feind muss vernichtet werden. Man will dem anderen schaden. Man wünscht ihm Unglück.

Man kann diesen Text heute kaum ansehen, ohne an den Krieg zwischen der Hamas und Israel zu denken. Der Feind muss vernichtet werden. Für die Hamas oder auch die völlig vom Iran geführten Hisbollah im Libanon sind Verhandlungen mit langfristigen Ergebnissen kaum denkbar. Die Zerstörung Israels ist Staatsdoktrin. In Teheran, der Hauptstadt des Iran, gibt es eine Israel-Zeituhr. Öffentlich auf dem Palästina-Platz. Da läuft ein digitaler Countdown, wie lange es noch höchstens den Staat Israel geben soll. 14 Jahre sollen es jetzt noch sein.

Der Feind muss vernichtet werden. Man muss gar nicht nach Teheran gucken. Das gibt es auch im Kleinen. Und das gab oder gibt es auch unter Christen! Kein Gespräch mehr, keine Begegnungen, keine Verhandlungen, klare Urteile, ohne gesprochen zu haben, man grüßt sich nicht mehr, betet nicht füreinander, vielleicht freut man sich sogar, wenn der andere Schaden nimmt.

Ich weiß nicht, ob die Hirten Lots und Abrahams alle diese Eskalationsstufen durchlaufen haben. Aber ständig gab es Streit. Auch wenn kein Wasser in der Nähe war: Man konnte sich nicht mehr frei begegnen. Immer gab es Zank.

Abrahams Glaube bewährt sich im Konflikt. Abraham geht den ersten Schritt. Wie schwer kann der erste Schritt sein! Und vielleicht muss man mehrere Schritte gehen. Abraham sucht das Gespräch. Man muss es offen ansprechen. Das „Gespräch über den Graben“, es fordert Mut! Man zollt dem anderen Respekt. Man achtet ihn, indem man ihn anspricht. Man macht sich selbst verletzlich. Vielleicht hat man selbst doch nicht in allem recht gehandelt?  Muss sich womöglich entschuldigen. Vielleicht wird der andere sich wieder im Ton vergreifen und mich angreifen?

Abraham redet mit Lot, nicht über ihn. Er will den Frieden suchen. Nicht Eigennutz oder Gewinnsucht treiben ihn. Wer Frieden will, muss die Dinge offen ansprechen. Es muss auf den Tisch, was die beiden trennt! Wer Frieden will, kann nicht allein entscheiden, Fakten setzen, da wird mit dem anderen zusammen entschieden. Das dauert länger. Das kostet Zeit und Geduld. Eine gute Lösung kostet oft mehr Kraft.

Abraham nutzt seine Macht nicht für sich aus. „Abraham war sehr reich an Tieren, Silber und Gold“ haben wir gelesen. Abraham entwaffnet sich. Er entäußert sich. Abraham lässt sich den Frieden etwas kosten. Er gibt das Recht des Älteren und Mächtigeren auf. In den Bergen werden bestimmt nicht Milch und Honig fließen. Abraham gibt Wertvolles auf, weil es etwas viel Wertvolleres gibt: Den Frieden! Abraham will lieber das Land verlieren als seinen Neffen.

Die Einheit soll gewahrt werden. „Da sprach Abraham zu Lot: Lass doch keinen Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; wir sind doch  Brüder!“ Wir gehören doch zusammen!  Wir gehören demselben Gott.

Weil Abraham glaubt, darum kann er großzügig sein! Und weil Abraham die Einheit wahren will, darum schlägt er die Trennung vor.  Das ist sicher eine außergewöhnliche Lösung! Wohl sehr selten eine gute Lösung. Abraham und Lot trennen sich, um zusammen zu bleiben! Das Land hält sie nicht aus. Die Umstände kann man nicht ändern. Sie wählen die Einheit, indem sie sich trennen. Gleich das nächste Kapitel im ersten Buch Mose erzählt, dass Lot und seine Leute von Soldaten anderer Könige überfallen und verschleppt wurden. Ein Knecht Lots, der fliehen konnte, bringt Abraham die Nachricht. Mit 318 bewaffneten Knechten zieht Abraham den Feinden hinterher und befreit Lot und seine Leute. Sie wussten, dass sie zusammengehören. Wenn einer leidet, leiden alle mit. Abraham steht ein für seinen Neffen. Sie sind doch Brüder.

Abraham und Lot sind das positive Gegenstück zu Kain und Abel. Bei diesen Brüdern, hatte der Neid zum Mord geführt. Kain wollte näher bei Gott sein, er hielt es nicht aus, dass sein Opfer nicht genau so von Gott angenommen wurde. Der erste Mord der Menschheitsgeschichte war ein religiöser Mord.

„Das Reich Gottes ist nicht Essen oder Trinken, sondern Friede und Freude im Heiligen Geist!“ schreibt Paulus (Röm 14,17). Darf man Fleisch essen, das vorher Götzen geopfert wurde? Darum ging es. Eine Glaubensfrage.Eine empfindliche Streitfrage. Es hatten sich Parteien gebildet. Man verurteilte sich gegenseitig. Sollen solche Fragen Euch auseinanderbringen? Soll diese Frage eure gemeinsame Freude an Christus, eure Einheit im Geist trüben? „Das Reich Gottes ist Friede und Freude im Heiligen Geist!“ schreibt Paulus. Glaube kann weise machen. Glaube freut sich, wenn sich jemand an Jesus freut. Das ist eine Freude des Heiligen Geistes. Auch wenn sie oder er in manchem anders denkt und lebt.

Zwischen Gott und uns gibt es auch einen Konflikt. Gott hat die Menschen geschaffen, in Verbindung mit ihm und nach seinem Willen zu leben. Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Friede und Hoffnung, das sind Werte seiner Herrschaft. Gott hat seine Macht nicht für sich genutzt und gegen uns. Gott hat sich auch entwaffnet, entäußert, in Christus. Gott hat den Tod seines Sohnes gewählt, damit wir leben können. Daran werden wir gleich beim Abendmahl erinnert.

Wer Jesus vertraut, der ist ein Erwählter wie Abraham. Mit Abraham wird er im Himmel zu Tische sitzen. Wer Jesus vertraut, der kann sich selbst loslassen. Er muss nicht verbittert für sich kämpfen. Sie oder er weiß: Das gute Land macht nicht mein Leben aus. Sie und er ist in Gottes Hand. Sie und er lernt die großen Werte, die Gottes Herrschaft ausmachen. Wer Jesus vertraut, vertraut ihm auch in Konflikten und sie oder er geht ins verheißene Land.

Amen.

Konflikte in der Bibel finden wir z.B. bei

  • Kain und Abel (Gen 4)
  • Abram und Lot (Gen 12)
  • Jakob und Esau (Gen 27)
  • Joseph und seinen Brüdern (ab Gen 37)
  • dem Zöllner Zachäus und den Juden, denen er zu viel Geld abnahm (Luk 19)
  • Jesus und seinen Jünger, als die Jünger diskutierten, wer der Größte sei (Lukas 22,24-30)
  • Paulus und Petrus in Galatien in der Frage, ob man mit Heiden am Tisch sitzen darf und das Gesetz halten muss (Gal 2)
  • Paulus und Markus, die sich getrennt haben. Markus reiste mit Barnabas und später erst wieder mit Paulus. (Apg 15, 36-41; Phlm 24)
  • Philemon und seinem Sklave Onesimus. Zusammenführung durch den Brief des Paulus an Philemon, den er Onesimus überbringen lässt. Philemon soll der Liebe Raum geben und seinen entflohenen Sklaven wie einen Bruder aufnehmen. (Philm)
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