Bei Gott sind wir geborgen

1 Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? 2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, müssen sie selber straucheln und fallen. 3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich mein Herz dennoch nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.
4 Eins bitte ich vom HERRN, das hätte ich gern: dass ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten. 5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, / er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen. 6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich opfern in seinem Zelt mit Jubel, ich will singen und Lob sagen dem HERRN.
7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir! 8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: / »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. 9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße deinen Knecht nicht im Zorn! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils! 10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.
11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen. 12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht. 13 Ich glaube aber doch, dass ich die Güte des HERRN sehen werde im Lande der Lebendigen. 14 Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!

 

David liebte es, zu singen. Gott zu loben. Sich in Gott fest zu machen. Seine Lieder, seine Psalmen, sind ein fester Bestandteil seines Glaubens. Und, das sehen wir sofort in Psalm 27, seine Lieder und Gebete sind nicht billig, nicht oberflächlich. Sie sind absolut geerdet. Ehrlich. Ich staune über diese bald 3000 Jahre alten Texte, wie viel Persönliches durch seine Psalmen durchscheint. Seine Schuld, sein Versagen, seine Schwäche, seine Anfechtungen, seine Fragen ebenso wie sein unfassbar fester Glaube. Sein Vertrauen, dass Gott bei ihm ist ihn führt und schützt.

Die Psalmen gehören auch zum Glauben der ersten Christen: „Ermuntert einander mit Psalmen“ schreibt Paulus den Ephesern (5,19) „Ermutigt (oder ermahnt) einander mit Psalmen“ schreibt er den Kolossern (3,16). Jakobus hat wohl besonders die Lobpsalmen vor Augen als er schreibt „Ist jemand guten Mutes, dann singe er Psalmen!“ (5,13) Es ist kein Zufall, dass, als die Kirche wuchs und sich Gebetsorden bildeten, viele Christen anfingen, jeden Tag einen Psalm zu beten. Alle Lebensphasen finden sich hier wieder und es wird ehrlich gebetet und der Beter findet zurück, Gott zu loben und ihm zu vertrauen, ihm zu gehören.

Auch in Psalm 27 finden sich fröhlicher Lobpreis, Sehnsucht nach Gott und flehendes Gebet. Das können verschiedene Glaubensphasen sein, aber alles drei kann es auch an einem Tag in einem Gebet geben.

In drei Schritten möchte ich uns durch den Psalm führen. Ich habe diese Gliederung von einer Predigt aus dem Internet übernommen (Andy Mertin, Kanzeldienst, 24.8.2014)

Bei Gott sind wir absolut geborgen:
(1) Darum fürchten wir uns nicht.
(2) Darum suchen wir seine Nähe.
(3) Darum hoffen wir auf ihn.

  1. Darum fürchten wir uns nicht!  

Sehr drastisch beschreibt David, wie es ihm innerlich und äußerlich geht. Er wird angegriffen. Vertraute Menschen stehen gegen ihn auf. Er hat Angst. Er fühlt sich eingeengt. „Sie wollen mein Fleisch fressen!“ schreibt er. „Sie lassen kein gutes Haar an mir. Sie wollen mich vernichten.“ Sein Lied und Gebet aber, Psalm 27, beginnt absolut stark. Er freut sich an Gott. Ein großer und absolut gewisser Glaube wird sichtbar.

Ist es Dunkel? Was soll’s. Gott ist mein Licht. Bin ich angegriffen, verletzt, vielleicht selber gefallen, schuldig geworden? Gott ist mein Heil! Ist meine Kraft am Ende? Das ist nicht schlimm. Gott ist meines Lebens Kraft! Vor wem oder was sollte ich mich fürchten?  Was könnte mich erschrecken, wenn der Herr, wenn der Schöpfer und Richter dieser Welt auf meiner Seite ist!? Er deckt mich in seiner Hütte zur Zeit des Unheils! Er schützt mich in seinem Zelt und er stellt mich auf einen Felsen. Da wackelt nichts. Darauf kann mich stellen, darauf kann ich mich aufrichten.

„Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?“ hat Paulus geschrieben (Römer 8,31). Den Römern schreibt er: „Wer will uns von der Liebe Christi trennen? Traurigkeit oder Angst? Verfolgung oder Hunger oder Nacktheit? Gefahr oder Schwert? (…) 37 In dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

David und Paulus sind wie zwei Kinder auf einem Schiff, das in die schlimmsten Stürme gerät. Und dennoch sind sie absolut ruhig. Sie können spielen und lachen, weil ihr Papa der Kapitän ist. Er lenkt. Er schützt. Bei ihm sind sie sicher. Er bringt sie ans Ziel.

Das Leben kann einem Angst machen. Und dann muss man sich ordentlich festhalten. Und an der richtigen Stelle festhalten. David setzte seiner Angst sein Vertrauen zu Gott entgegen. „Und wenn sich ein ganzes Heer gegen mich stellte, fürchtet sich mein Herz dennoch nicht! Und wenn sich Krieg gegen mich erhebt, so bin ich auch darin getrost!“ Sein Herz gerät nicht in Panik. Sein Herz bekommt keine Angst. Das Herz ist sein Wille, sein Denken, woraus er handelt. Aus dem Herzen kommen die Worte und Taten. Sie sind nicht von Angst geleitet.  David weiß sich absolut in Gott geborgen. Darum fürchtet er sich nicht!

Der Prophet Elisa – das ist eine andere Geschichte aus dem Alten Testament – der Prophet Elisa wurde einmal zusammen mit seinem Diener von feindlichen Soldaten eingekesselt. Sein Diener bekam es mit der Angst zu tun angesichts dieser Übermacht. Ein Heer hatte sich gegen sie aufgestellt. Elisa aber machte seinem Diener Mut: „Fürchte dich nicht! Denn die, welche bei uns sind, sind zahlreicher als die, welche bei ihnen sind.“ Und Elisa betete und sprach: „HERR, öffne ihm doch die Augen, damit er sieht!“ – Da öffnete der HERR dem Knecht die Augen, sodass er sah. Und siehe, der Berg war voll feuriger Rosse und Streitwagen rings um Elisa her.“ (2.Könige 6,16-17). Jetzt, als dem Diener die Augen geöffnet wurden, da erkannte er, dass Gottes Kraft größer ist als die der Feinde. Ein Herr von Engeln stand den Feinden gegenüber. Und bald darauf schenkte Gott ihnen seine wunderbare Rettung.

Ich weiß nicht, wo es bei dir dunkel ist, wo du Gottes Licht brauchst. Ich weiß nicht, was dich verletzt hat, was für Feinde du hast, wo du dir selber vielleicht ein Feind bist. Wo brauchst du sein Licht und sein Heil? Ich wünsche es mir und dir, dass Gott uns die Augen öffnet, wenn wir Angst haben, dass wir das Heer seiner Engel sehen, mit denen er auf unserer Seite steht. Bei Gott sind wir geborgen, darum fürchten wir uns nicht!

  1. Bei Gott sind wir geborgen: Darum suchen wir seine Nähe!             

David singt. David betet. David erinnert sich an Gottes Zusagen. David geht zu Gott mit seiner Angst. Er hält Gott sein eigenes Wort vor:  »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.“ Gott zu suchen ist keine Nebensache für David. Er weiß, er braucht Licht und Heil und Kraft und er geht zu Gott allein. Zuerst. „Eins aber hätte ich gerne. Eins aber bitte ich: dass ich möge bleiben im Hause des Herrn solange ich lebe!“

David sucht sein Licht, seinen Schutz, seinen Trost nicht auch irgendwo anders. Gottes Nähe zu suchen ist nicht eine Alternative neben anderen für ihn. Er geht nicht zu mehreren Ärzten sozusagen, er hat sich für einen entschieden. Dem vertraut er ganz. Und zu dem kommt er täglich. Seine Nähe will er immer und in allem bei sich wissen und suchen.

Ich denke wir alle kennen Orte oder Entscheidungen, Taten, die uns gut tun. Da kommen wir zur Ruhe. Oder da kommt etwas in Ordnung. Kein schneller Trost, der keiner ist. Keine Ablenkung. Keine Verdrängung von dem, was mein Leben gerade schwer macht. Vielleicht ein Gespräch und Gebet mit einem Freund. (Helgard M. hat heute den Gebetsdienst übernommen. Wer möchte kann nachher hier in dem Raum nebenan für sich beten lassen.) Vielleicht ein Spaziergang mit Jesus wo ich bete, höre, mir bewusst mache, dass er mit mir geht. Einen Tag fasten und beten. Den Fernseher auslassen. Nicht am Handy spielen. Gott suchen und alles andere herunterfahren. Vielleicht einen Lobpreisgottesdienst besuchen oder sich schweigend in eine Kirche setzen.

Wo findest du Gott? Nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen, dass du bei ihm ankommst? Wo kann er die Unruhe, Angst oder Zweifel in dir berühren? Die Geborgenheit in Gott bekommt man nicht zugeworfen, wie einen Ball im Handballspiel: Zack, da hast du ihn,   mitten im Lauf, und rennst gleich weiter. Ich glaube, um diesen Frieden bei Gott zu erleben, geschenkt zu bekommen, dazu muss man stehen bleiben. Still werden. „Durch Stillesein und Hoffen wärt ihr stark!“ sagt Gott (Jesaja 30, 15) David sagt: „Ich suche dein Antlitz.“ „Eins hätte ich gerne, darum bitte ich, dass ich möge bleiben im Haus des Herrn mein Leben lang!“

Petrus hat einmal mitten auf dem großen See Genezareth das Boot verlassen. Er hat Jesus auf den Wellen kommen sehen. Das ist seine Adventerfahrung. Er sieht Jesus kommen. Er will ihm entgegen gehen. Er tritt aus dem Boot. Und solange er auf Jesus sieht trägt ihn das Wasser. Er kann auf den Fluten gehen! Jesus ist stärker! Erst als er wieder auf die Fluten sieht, droht er unterzugehen und Jesus muss ihn herausziehen. (Matth 14, 22-33)

Gelingt es dir in deinem Leben auf Jesus zu sehen? Suchst du seinen Blick, sein Lächeln, seine Augen? Wo suchst und findest du sein Angesicht? Bei Gott sind wir 100% geborgen. Das wollen wir haben. Davon leben wir. Darum suchen wir seine Nähe.

  1. Bei Gott sind wir geborgen: Darum hoffen wir auf ihn

„Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich opfern in seinem Zelt mit Jubel, ich will singen und Lob sagen dem HERRN!“ lesen wir in Vers 6. Mitten in der Angst, im Dunkeln, ist David zum Jubeln. Er sieht auf Jesus, das hält ihn über Wasser!

Ab Vers 7 ändert sich die Stimmung. Als Hätte David eine Nacht geschlafen und wacht mit Zweifeln auf. Vermutlich aber ist es ein und dasselbe Gebet. Beides ist da. Beides fühlt er. Große Freude und drängendes, verzweifeltes Flehen: 7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir! (…) 9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße deinen Knecht nicht im Zorn! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!“

Charles Haddon Spurgeon, ein berühmter Baptist aus dem 19. Jahrhundert, schreibt in seiner Auslegung: „Der Pendel des geistlichen Lebens schwingt zwischen Flehen und Lobpreisung.“ Franz Delitzsch, ein evangelischer Theologe, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, sieht hier  zwei verschiedene Arten des  Glaubens: Den „triumphierenden Glauben“ und den „demütigen, flehenden Glauben“. Beide Formen, sagt er, sind bei jedem von uns zu finden. Oft nebeneinander, ineinander, abwechselnd.

Wir sind bei Gott geborgen. Wir sind von Gott geliebt. Nichts kann uns scheiden von seiner Liebe. Er will uns nur Gutes schenken! Darum hoffen wir auf ihn. Was ist das, hoffen? Woran zeigt es sich, ob jemand Hoffnung hat? Zum Beispiel in der Adventszeit:  Jesus wird kommen. Wir sehen ihn schon. Sein Heil ist nicht mehr weit weg.

In Hoffnung leben, finde ich, heißt, jetzt schon sein Leben danach ausrichten, was kommen wird. Fest damit rechnen. Auch dann, wenn die Gefühle rauf und runter gehen. Wie bei David scheinbar. Wer hofft, lässt sich nicht von seinen Gefühlen treiben, sondern von dem, von dem Herrn, der ganz sicher kommen wird. Ich mag das Bild sehr. Hoffen heißt, jetzt schon nach der Melodie tanzen, die im Himmel gespielt wird. Sich seine eigene Lebensmelodie nicht vorgeben zu lassen von dem, was jetzt dunkel ist. Nicht geknickt durchs Leben gehen, sondern jetzt schon tanzen, jetzt schon in der Freude leben, die kommen wird. Jetzt schon Jesus mein Alles sein lassen.

Das finde ich ist Advent feiern.
Nicht nur vier Wochen im Dezember, sondern sein ganzes Leben:

Wir sind sicher geborgen in Gott.
(1) Darum haben wir keine Angst mehr! Brauchen wir nicht!
(2) Darum suchen wir seine Nähe. Da macht er unser Herz fest.
(3) Darum hoffen wir auf ihn: Wir leben jetzt schon nach der Melodie, die im Himmel gespielt wird.

Amen.

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