Galater 5,22 Freude als Frucht des Heiligen Geistes

Gebetswoche der Evangelischen Allianz,
Kassel 10.01.2023
Impuls von Norbert Giebel

Liebe Geschwister aus den verschiedenen Gemeinden in Kassel,

heute Abend geht es die Freude als Frucht des Heiligen Geistes.
In Paulus‘ Brief an die Galater lesen wir Kapitel 5 Vers 22:

„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.“

Joy, englisch für Freude, ist das Thema der diesjährigen Gebetswoche. Hier wird die Freude mit anderen Haltungen oder Tugenden in einer Reihe genannt, die Gottes Geist in uns wirken will. Neun Wesensmerkmale werden hier genannt, die Gottes Geist in Menschen wirken will. Es geht nicht um etwas, was man mal gelegentlich tut. Es geht nicht um etwas, was ab und zu mal bei uns aufblitzt. Es geht um Wesensmerkmale, Charaktereigenschaften, Ausstrahlungen, Haltungen, die zu den Menschen gehören, in denen der Heilige Geist wirkt.

Das spüren Menschen denen ab, die vom Heiligen Geist geprägt sind. Ein solcher Mensch, in denen der Heilige Geist seine Frucht hat wachsen lassen, sie oder er ist nicht manchmal auch friedfertig, es gibt nicht Situationen, in denen sie auch demütig ist, er ist nicht manchmal geduldig mit sich und anderen und mit Lebensumständen, die er zu tragen hat.

Ein Mensch, den Gottes Geist prägt, hat nicht nur freundliche Momente, und er kann seine Bedürfnisse, seine Wünsche und Triebe der Liebe unterstellen. Er kann seine Gefühle kontrollieren oder zumindest zügeln, kanalisieren. Er ist kein Getriebener. – Und wer von Gottes Geist erfüllt ist, dem spürt man die Freude ab.

Paulus schreibt von der Frucht des Heiligen Geistes im Singular. In der Einzahl. Letztlich hängen diese neun Früchte zusammen. Und das ist wichtig: Es ist der Heilige Geist, der diese Frucht in uns wachsen lässt.  Hier steht nicht „Strengt euch an, dass ihr so werdet!“  sondern „Das will der Heilige Geist in euch wirken!“, „Das hat der Heilige Geist euch geschenkt“, „Das habt ihr, darin dürft ihr leben, weil der Heilige Geist in euch lebt!“

Wir sollen es nicht selbst schaffen, aber wir sollen es zulassen, uns darauf verlassen. Gottes Geist macht Menschen nie zu Marionetten. Er wirkt immer mit Menschen. ER wirkt, aber wir können ihm den Boden bereiten, können uns für ihn öffnen oder verschließen. Wir können und wir sollen uns in diese Haltungen, dieses „neue Herz“ in uns wachsen lassen.

Alle diese Wesensmerkmale sind Charaktereigenschaften von Gott selbst! Oder Haltungen, die unserer Gemeinschaft mit Gott entsprechen. Der Heilige Geist prägt Gottes Wesen in uns ein. Er will nichts uns wirken als Christus, Christus in uns einprägen. Wie die Liebe oder der Friede (Christus ist unser Friede; Epheser 2) so ist auch die Freude ein Kennzeichen der Menschen, die vom Geist erfüllt leben:

Sie freuen sich an Christus, sie sind voller Dank für Gott, den Vater, sie kommen aus dem Staunen nicht heraus, dass Gott sich ihnen nie verschließt, dass nichts sie von ihm trennen kann. Sie lernen ihr Leben lang, dass Gott sie liebt, wie sie sind, unfertig, schwach, dumm und lieblos manchmal. „Freut euch in dem Herrn auf allen euren Wegen!“ Diese Aufforderung von Paulus wird uns noch an einem anderen Abend beschäftigen. (Phil 4,4)

Freude ist eine Haltung, aber auch eine Quelle, eine Kraft in uns. Wir kommen nicht nur mit dieser Freude in Berührung, sie ist in uns, sie ist schon da, als eine Quelle, die in uns sprudelt. Wir können uns darauf besinnen: Da ist Freude in uns. Freude in Christus, die Gottes Geist uns schenkt. Wir sind vielleicht oft davon abgeschnitten, haben einen Zaun darumgelegt.

Und doch glaube ich:  Wenn wir selbst an dunklen Tagen in uns gehen, dann finden wir sie: Da ist Freude in uns, da ist eine Quelle, die durch den Heiligen Geist in uns sprudelt. Die Freude, die der Geist schenkt, ist für Paulus wie die Liebe eine Macht in uns.  Wir können uns darauf besinnen und darin leben.

Ich habe vor Jahren in einem Kloster ein Lied gelernt. „Dies wird ein guter Tag, weil Gott ihn mit uns lebt“ haben wir gesungen. Und ich erinnere mich an einen Tag damals, da habe ich mit Tränen aus dem Fenster geschaut, es gab Grund, traurig zu sein, und dann habe ich gesagt: „Dies wird ein guter Tag, weil Gott ihn mit mir lebt!“ Da war auch eine Freude in mir. Eine Quelle.

Wir sind Menschen und sind nicht alle gleich. Wir freuen uns auch unterschiedlich. Die einen jubeln, die anderen schmunzeln. Die einen lachen und die anderen schweigen und genießen still. Die einen singen und die anderen finden endlich Ruhe, Frieden in sich selbst. Aber wir haben immer Grund zu dieser Freude. Der Heilige Geist hat die Freude an Christus in uns gelegt.

Amen

 

Zurück