Gott sei Dank für seine Schöpfung

Liebe Gemeinde,

wir danken Gott für seine wunderbare Schöpfung. Sie ist der Lebensraum, den er uns gegeben hat- Wir danken ihm für seine Ordnung im unendlichen All und im Allerkleinsten auf der Erde.

– Ich lese uns 1. Mose Kapitel 1 in Abschnitten.

1. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Das ist die Überschrift. Schon das erste Verb zeigt, dass es um ein absolut freies Handeln  Gottes geht. Das hier verwendete Wort für schaffen wird in der Bibel nur für Gott gebraucht. Es geht um ein Schaffen aus dem Nichts, ohne Material, um eine Kreativität, die allein Gott möglich ist.

2. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.

Wüst und leer heißt auf Hebräisch Tohowabohu. Völlige Unordnung.  Chaos. Ohne Gott ist nicht Nichts, sondern Chaos. In dem, was Gott vorfindet, ist kein Leben möglich.

Mit Erde ist hier das gemeint, was wir das All nennen. Alles. Andere Planeten sind hier noch nicht im Blick. Unterschieden wird nur das, was unten ist, und das was oben ist. Finsternis lag „auf der Tiefe“ lesen wir. Die Erde war chaotisch und absolut finster.

Die ganze Welt ist voll Wasser. Die Welt ist ein Aquarium, das noch kein Leben zulässt. Das Urmeer füllt das All. Es gab Wasser, aber noch keine Luft zum Atmen. Gottes Geist aber schwebt schon über dem Wasser. Gott ist dem Tohuwabohu schon nahe. Gott ist auch dem totalen Durcheinander, in dem er neues schaffen will, nahe.

3. Und Gott sprach:

Gott schafft mit seinem Wort. Was Gott sagt, das geschieht. Seine Rede ist sogleich auch Tat. Gott redet nicht viel und hält es nicht. Auf sein Wort ist Verlass. Sein Wort ist ein Machtwort.

Johannes im Neuen Testament deutet das Wort auf Christus hin: “Im Anfang war das Wort”,  schreibt er, womit Christus gemeint ist, “und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne es ist nichts, was gemacht ist.” (Joh 1,19)

Auch Paulus schreibt im Kolosserbrief: “Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,  der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Denn durch ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist.” (Kol 1,15) Jesus ist Mitschöpfer.

Es werde Licht!  Und es ward Licht. 4Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.

Gott schafft allein durch sein Wort. Und zuerst schafft er das Licht. Noch vor Sonne und Mond. Gott selbst ist das Licht. Er strahlt es aus. Ein anderes Licht als ihn gibt es noch nicht.  Wieder könnte man vom Neuen Testament her auch einen Hinweis auf Jesus finden, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Joh 8,12) Jesus ist es, der alles Dunkel hell macht!

„Gott sah, dass das Licht gut war.“ Nach jedem Schöpfungstag sieht Gott an, was er geschaffen hat und befindet es für gut. Es gefällt ihm. Es erfüllt seinen Zweck. Es ist alles zu Ende gedacht. Eins greift in das  andere. Es ist vollbracht. „Gott sah es an und es war gut!“, das ist der Refrain der Schöpfungstage. Ich werde ihn im Folgenden nicht immer mitlesen.

6. Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern.

7. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.

Nach dem Licht wird der Himmel geschaffen. Der Himmel wird sich fest vorgestellt, ein Firmament, wie ein großer Deckel oder eine große Folie, ein Zelt. Das Himmelszelt ist ein Schutz, unter dem das Leben erst möglich wird. Es hält das Wasser über der Erde ab. Die Erde ist wie eine Taucherglocke. Wasser über dem Himmel und unter der Erde. Die Erde aber steht in dem Wasser auf festen Säulen, wie wir aus den Psalmen wissen (Ps 104,5). Sie wackelt nicht. Und wenn die Schleusen des Himmels aufgehen, dann regnet es. (Mal 3,10)

Auch Sonne und Mond werden ihre feste Bahn an dem Himmel bekommen (V17; Ps 74,16; 148,3). Wie auf Schienen werden sie den Himmel entlang laufen. Tag für Tag wird Gott sie in ihrer Bahn halten, dass sie uns nicht zu nahe kommen.

9. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einem Ort, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. 10. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. (…) 11. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so. (…)

Am dritten Tag wird die Erde geschaffen. Das trockene Land. Das vor dem Urmeer geschützte Land. Der Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Und die Pflanzen werden geschaffen. Nun haben sie Licht und Luft und gute Erde:  Jetzt macht es Sinn, sie zu schaffen. Jetzt können sie wachsen und sie sollen sich selbst fortpflanzen. Sie haben Früchte und Samen in den Früchten.

14. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht. (…). 16. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. 17 Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde (…)

Am vierten Tag werden Sonne und Mond geschaffen. Gott macht sie am Himmel fest wie ein Elektriker Lampen an der Decke anbringt. Die Sonne ist die Lampe für den Tag, der Mond ist die kleine Lampe für die Nacht. Dass auch der Mond sein Licht nur von der Sonne hat, wusste man noch nicht. Der  biblische Schöpfungsbericht ist ein Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer. Natürlich innerhalb dessen, was man damals von der Schöpfung wusste. Mars und Jupiter und andere Planeten aber auch Viren oder Bakterien finden keine Erwähnung.

Wichtig aber in der damaligen Umwelt, in der Sonne und Mond als Götter verehrt wurden: Sonne und Mond sind Gottes Lichter. Sie waren nicht vor allem da. Sie sind auch nur geschaffen. Sie haben eine Funktion. Sie werden nicht angebetet oder verehrt. Am Ende der Zeiten übrigens sieht Johannes in seiner Offenbarung, dass es dann auch Sonne und Mond nicht mehr geben: Gott allein wird das Licht sein (Offb 22,5).

20. Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. (…)  22. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. (…)

Am fünften Tag werden alle Lebewesen im Wasser und alle Vögel geschaffen. Es wird betont, dass es viele sind und dass sie vielartig sind.  Gott will die Vielfalt. Gott will es bunt. Es soll nicht jeder Vogel mit der gleichen Stimme singen.

Interessant: Fische und Vögel werden von Gott  gesegnet  und sie bekommen den gleichen Befehl wie die Menschen: Seid fruchtbar und mehret euch! Gott meint es gut auch mit seiner Schöpfung! Er freut sich den Fischen und an den Vögeln. Es soll ihnen gut gehen! Sie sind nicht nur einfach „Dinge“. Sie sind Lebewesen. Sie sollen gesegnet sein. Sie haben auch eine Würde.  Sie bekommen ihren Lebensraum,  und Gott hat ihn wunderbar für sie zubereitet! Alles greift ineinander. Siehe, es war alles gut.

Das ist eine Botschaft des Schöpfungsberichtes: Gott schafft immer zuerst den Lebensraum und dann die Lebewesen. Licht und Erde bevor er die Pflanzen schuf. Pflanzen zu ihrer Ernährung bevor er die Tiere schuf. Gott bereitet auch unseren Lebensraum schon vor, in dem wir leben werden.

Am sechsten Tag werden alle Säugetiere und Tiere unter der Erde geschaffen. Auch Menschen am selben Tag:

24. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. 25. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

26. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

Der Plural fällt auf. „Lasst uns Menschen machen“ sagt Gott, „ein Bild, das uns gleich ist.“ Gott redet hier von sich selbst in der Mehrzahl. Eine ungelöste Frage.  Oder meint Gott sich und seinen Geist, der ja schon erwähnt wurde.  Oder ist es ein weiterer Hinweis auf Christus, auf die Trinität womöglich?

Der Mensch ist zum Gegenüber Gottes geschaffen. Ihm zum Bilde, ihn zu spiegeln. Er hat etwas von Gott  in sich. Er wird von Gott angesprochen, er soll Gott antworten. Der Mensch kann das Ganze sehen und lieben und Gott in der Schöpfung erkennen. Er soll im Sinne Gottes herrschen auf dieser Welt. Wenn der Mensch  im Sinne Gottes herrscht, dann kann man sich die Fische ansehen und die Vögel und die Bienen und die Eisbären und am Ende des Tages kann man sagen: „Siehe es war sehr gut. Denn der Mensch hat seine Herrschaft wie Gott es will ausgeübt.“ Im Sinne Gottes herrschen kann man nur, wenn man liebt, wenn man behütet, allem seinen Lebensraum gibt und ihn erhält.

Gott schuf den Menschen als Mann und Frau heißt es dann. Nebeneinander. Ein Atemzug.   Ohne weitere Unterscheidung. Beide sind zum Ebenbild Gottes geschaffen. Es gibt Christen, die sagen,  von der Schöpfungsordnung her seien Frauen und Männer für andere Aufgaben bestimmt. Die Frauen müssten z.B. bei den Kindern bleiben. Oder kochen und putzen. Tatsächlich  habe ich vor Jahren einmal jemanden argumentieren hören, dass Frauen von der Schöpfungsordnung her nicht leiten sollten oder predigen. In den Schöpfungsberichten der Bibel finde ich nichts davon. Wer solche „Schöpfungsordnungen“ kennt, muss noch eine andere Bibel haben. Oder er hält das, was einmal in Gesellschaft und Kirche so geworden ist, für eine Schöpfungsordnung.

28. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. (…)

Wofür danken wir Gott in seiner Schöpfung?

  • Gott kann aus dem Nichts Leben schaffen. Auch heute. Gott ist auch dem Kaputten, dem Chaos, dem Lebensfeindlichen, schon nahe. Und er will Neues schaffen. Der Schöpfer ist noch nicht erschöpft in seiner Güte. Vielleicht hat er auch in deinem Leben aus einem Tohuwabohu wieder neues Leben geschaffen.
  • Gottes Wort ist ein Machtwort und ein Mach-Wort: Gott ist kein Schwätzer. Er tut, was er sagt. Für seine Treue sind wir dankbar. Gott bringt Licht ins Dunkel und was er tut ist gut. Wir danken ihm, wo er uns nicht im Dunkeln gelassen hat.
  • Gott schafft Lebensraum für alles, das lebt. Gott denkt vor, er plant im Voraus. Er schafft zuerst den Raum und dann die, die darin leben sollen. Wir dürfen ihm danken, dass er auch für unsere Zukunft die Lebensräume schon gebaut hat.
  • Gott hat Göttliches in den Menschen gelegt: Die Möglichkeit, kreativ zu sein, Gutes zu schaffen, zu lieben, die Welt zu erforschen und zu bebauen. Wir sind Sünder, wir machen Fehler, wir sind fehlerhaft, unvollkommen, der Mensch ist grausam, ja, aber auch das gehört zum Erntedank: Wir danken Gott für Gutes, das wir tun konnten, für seine Kraft und Weisheit, wo er uns hat etwas gelingen lassen.
  • Wir danken Gott, dass er uns geschaffen hat. Wenn er uns ansieht, kann er nicht sagen: Es ist alles sehr gut. Wir leben nicht mehr im Paradies. Aber er versorgt uns doch und er hat sein Leben in unser Leben gegeben. – Er sieht uns an und sagt: Ich mache alles gut.

Amen .

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