Offenbarung 3, 14-22 Jesus findet laue Gemeinden widerlich

27.11.2022

Liebe Gemeinde,

Jesus findet lauwarme Gemeinden widerlich! Jesus spuckt lauwarme Gemeinden aus wie lauwarmen Kaffee. Jesus ruft lauwarme Gemeinden dringend zur Umkehr auf. Aber der Reihe nach. Heute geht es um einen Brief. Ein Sendschreiben. Der Apostel Johannes ist auf der Insel Patmos. Die Römer haben ihn dorthin verbannt. Sie wollten ihn kaltstellen. Johannes hat viel Zeit für sich. Er betet viel und er hört viel. Jesus gibt ihm den Auftrag, sieben Sendschreiben zu formulieren. Sie sind als Briefe nie so verschickt worden! Sie sind Teil seines Buches der Offenbarung.

Sieben, das ist die Zahl der Ganzheit. Im Grunde gehen die sieben Sendscheiben an alle Gemeinden. Sieben werden ausgesucht, stellvertretend, beispielhaft. Sieben verschiedene Gemeinden, aber auch alle anderen Gemeinden sollen sich fragen: Wo komme ich darin vor?

Alle Sendschreiben sind gleich aufgebaut. Zuerst wird der Empfänger genannt. Dann stellt sich der Absender vor, besser gesagt, die Autorität, die hinter den Beurteilungen der Gemeinden steht, der Auferstandene. Dann folgen Bestandsaufnahme und Beurteilung der jeweiligen Gemeinde. Zuletzt kommen Konsequenzen oder Handlungsanweisungen. Heute lesen wir das letzte der sieben Sendschreiben. Das fängt so an:

14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.

Empfänger ist die Gemeinde in Laodicea. Alle Sendschreiben sind an den jeweiligen Engel der Gemeinde adressiert. Es ist nicht hundertprozentig klar, wen Johannes mit dem Engel meinte. Vom griechischen Wort aggelos her kann auch der Bote gemeint sein, der den Brief überbringt. Vermutlich aber ist ein Repräsentant der Gemeinde gemeint. Der Gemeindeleiter. Die Gemeindeleitung. Jemand, der Verantwortung in der Gemeinde hat.

Jesus stellt sich jeder Gemeinde anders vor. Hier nennt er sich, der, „der Amen heißt“. Amen heißt so viel wie “So ist es! Das steht fest!“ Wer Amen sagt, hat das letzte Wort. Wenn einer Amen sagt, dann stimmt, was er sagt. Das ist absolut zuverlässig. Die zweite Selbstbezeichnung kommt unterstützend hinzu: „Der treue und wahrhaftige Zeuge.“ Er ist der treue Zeuge Gottes. Er ist eins mit seinem Vater. Er ist Gott treu und was er jetzt sagt, das stimmt. Er sieht und hört alles. Sein Urteil ist zuverlässig. Und er ist der Anfang der Schöpfung. Er war schon vor allem Anfang bei Gott. Der Sohn war schon immer beim Vater. Er ist aus Gott gekommen. Er ist ewig wie Gott ewig ist. Alles wurde mit ihm geschaffen Alles läuft auf ihn zu. Ihm gehört das letzte Urteil. Er ist die Autorität hinter diesen Zeilen.

Jetzt die Bestandsaufnahme. Wie steht es um die Gemeinde in Laodizea?

15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest!

Es geht nicht darum, was sie glauben. Es geht nicht um ihre Gottesdienste. Es geht darum, was sie tun. Was sie wirken in ihrer Stadt, in ihrem Umfeld. Vielleicht auch, wie sie in der Gemeinde und außerhalb der Gemeinde mit schwachen oder armen Menschen umgehen. Ihre Werke sind weder kalt noch warm, weil sie selbst nicht mehr heiß sind, gefüllt und getrieben von Gottes Geist und Liebe. Ich lese weiter:

16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

Ich war am Dienstag auf dem Adventsmarkt am Wesertor. Es war kalt. Mir war kalt. Ich habe mir eine Suppe geholt. Die heiße Suppe sollte mich wärmen. Aber sie war lauwarm. Sie war kalt. Was für eine Enttäuschung. Ich habe sie brav aufgegessen. Immerhin war sie umsonst.  Geschenke kann man schlecht zurückbringen. Ein paar Ukrainerinnen hatten große Töpfe Suppe gekocht und wollten nichts dafür haben.

Lauwarm ist ekelig, findet Jesus! Wäre es doch ein heißer Kaffee oder ein kalter Eiskaffee, dann wäre es genießbar. Jesus, der Auferstandene, der Amen heißt, er findet lauwarme Gemeinden zum Ausspucken. Unbrauchbar. Widerlich. Wer einem Menschen sagt „ich liebe dich ein bisschen“, der liebt ihn nicht. Wer Jesus sagt, „ich liebe dich ein bisschen“, der liebt ihn nicht. Wer lauwarm eingestellt ist, Jesus, dieser Welt und Menschen gegenüber, der liebt ihn nicht.

Jacob und Wilhelm Grimm beschreiben in ihrem Deutschen Wörterbuch das Wort „lau“ im Hinblick auf Menschen so: Ein lauer Mensch ist „lässig, nicht feurig oder thatkräftig, ohne rechte theilnahme oder begeisterung“. Ein lauer Mensch und eine laue Gemeinde, sie ist leidenschaftslos, nicht heiß noch kalt, nicht Fisch noch Fleisch,  zufrieden mit dem Mittelmaß,  ohne inneren Antrieb. Geistlich ohne Profil. Ohne Profil unterwegs bei dieser Kälte: Da kann man schnell von der Straße abkommen. Was unbrauchbar ist, das kann weg. In der Bergpredigt hat Jesus es so formuliert: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten (Matth. 5,13).

Ich lese weiter in Offenbarung 3:

17 Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts! Und du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und nackt.

Das Problem in Laodicea ist ihr Selbstbild. Direkt vor unserem Sendschreiben steht das an Philadelphia. „Bruderliebe“ heißt der Ort dieser Gemeinde übersetzt. Die Christen in Philadelphia sind arm und klein. Sie haben wenig Mittel. Sie werden angegriffen und verleumdet. Und Jesus sagt ihnen: „Ich kenne euer Tun und weiß, dass eure Kraft klein ist!“ Die Gemeinde dort aber weiß, dass sie Hilfe braucht, dass sie ohne die Hilfe ihres Herrn Garnichts ist. Sie hat wenig Kraft, aber einen großen Herrn. Sie hat wenig Potential, aber das setzt sie ein. Man spürt ihnen ihre Liebe ab zu Gott und Menschen.

Das kleine Philadelphia bekommt nur Lob. Das reiche Laodicea ist eingeschlafen: Es läuft doch alles. Es geht doch alles gut. Seht mal zurück, was wir alles geschafft haben!

Finanziell steht man in „Laudicea“ gut da. Wenn der Herr wiederkommt, werden sie ihm ein dickes Sparbuch übergeben. „Alles für dich, Herr!“ Aber im Himmel sind sie nichts mehr wert, die Ducaten oder die Euro. Die Christen in Philadelphia geben was sie haben. Das macht sie glaubwürdig. Daran erkennen Menschen ihren Glauben und ihre Liebe. Ihr Leben sieht anders aus. Die Gemeinde ist eine dienende Gemeinde. Sie sichern sich nicht ab, sie geben sich hin, im Vertrauen, dass Gott ihre kleine Kraft gebrauchen kann.

Wer sich selbst für reich hält, der ist zufrieden. Wer sich selbst für reich hält, der braucht nichts mehr. Es ist schwer, Weihnachtsgeschenke für jemanden zu finden, der alles hat. Und es ist schwer, von Jesus etwas anzunehmen, wenn man meint, man habe doch alles, man schaffe doch alles gut, es sei doch alles in Ordnung. Wer meint, klug zu sein, lernt nichts mehr, der nimmt nichts mehr an, der hat ausgelernt, der hört nicht mehr zu. Das Selbstbild der Gemeinde ist ein Problem. Sie beten nicht mehr. Sie erwarten nichts mehr. Sie meinen, alles selbst im Griff zu haben.

Eine Gemeinde ohne Leidenschaft, die nicht umkehrt, die sich nicht neu füllen und bewegen lässt, sie geht irgendwann unter, sie wird verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. Das war im 1. Jhdt. so und das ist im 21. Jhdt. so. Ich lese zuerst einmal Vers 19 weiter:

19 Welche ich liebhabe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!

Der auferstandene Herr, der Amen heißt, der treue Zeuge Gottes, der die Menschen schon vor Beginn der Schöpfung geliebt hat, er will die Gemeinde in Laodicea nicht ausspucken. Er will sie warnen. Er will ihnen sagen, wie ernst es um sie steht. Er will sie wachrütteln. Er hält ihnen einen Spiegel vor, in dem sie sich erkennen können. „So geht es nicht weiter! Ihr müsst umkehren! Das sage ich euch, weil ich euch liebe.  Ich weise dich zurecht, ja, ich züchtige dich, damit du ernst machst und deine Kraft dareinsetzt, umzukehren!“ Vor Vers 19 lesen wir:

18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie an-ziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.

Was sie brauchen, um Buße zu tun, das gibt ihnen der Herr. Bei ihm sollen sie reines Gold kaufen. Das erinnert an den Propheten Jesaja, der auch im Auftrag Gottes gepredigt hat: 1 Kommt her alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist! (Jesaja 55, 1f)

Die Christen in Laodicea sollen endlich ihren Reichtum in Christus finden. Sie sollen sich endlich entscheiden, von was sie satt werden wollen in ihrem Leben. Sie sollen endlich entscheiden, nach welchen Werten sie leben. „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“

Kauf dein Gold bei mir! Dann wirst du reich. Nimm die weißen Kleider an, die ich dir hinhalte, zieh sie an. Weiße Kleider heißt Reinigung, Freispruch, aus der Gnade leben. Weiße Kleider zieht man auch zur Taufe an. Auch da sind sie ein Symbol, dass Christus sie freigesprochen hat, dass sie gereinigt vor Gott stehen. Überlege, wer oder was dich in deinem Leben reich machen soll, und zieh das weiße Kleid an. Und lass dir von mir die Augen salben! Du hast einen ernsten Sehfehler. Sie sind verklebt, deine Augen. Sie sind entzündet, weil du so viel auf das Falsche geschielt hast. Du bist geistlich erblindet!

Hinter den Tipps, hinter diesen Aufforderungen von Jesus stehen konkrete Bezüge zu Laodicea: Laodizea lag am Schnittpunkt zahlreicher Handelsstraßen und erlangte schnell ansehnlichen Wohlstand. Mittelpunkt waren die Banken und das Geldgeschäft, das Goldgeschäft. Es gab eine blühende Textilindustrie, und die Stadt war berühmt für die Herstellung von Salben und Heilmitteln. Laodicea war das „Frankfurt von Kleinasien“, in der heutigen Türkei: Finanzstadt und Wirtschaftsschwerpunkt. Das Sendschreiben setzt detailliertes Wissen über Laodicea voraus. Es werden Bilder gebraucht, die die Menschen dort verstehen, die vielleicht ihren Alltag ausmachen.

Die Gemeinde soll umkehren: Sie soll Jesus an ihr wirken lassen. Kauf dein Gold bei mir! Zieh das weiße Kleid an. Lass deine Augen salben! Ich lese weiter:

20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

Die Sendschreiben richten sich an ganze Gemeinden. Jesus klopft an der Gemeindetür. Ganze Gemeinden aber können nicht umkehren. Es sind immer Menschen, die umkehren. Menschen, die Jesus hereinlassen, als den, der sie heilt, der ihnen den Tisch deckt, und als ihr Herr. Erst wenn er ihr Herr ist, werden sie wirklich heil. Erst, wenn sie wieder sagen „Ich liebe dich“ und nicht mehr „Ich liebe dich ein bisschen.“

Die Tür zu unserem Lebenshaus, sage ich mal, die Tür zu unserem Herzen, sie hat nur eine Klinke, und die ist drinnen, die müssen wir betätigen. Der Auferstandene nimmt uns nicht in einem Raubzug ein. Er klopft und er wartet, bis wir ihm öffnen.

Ich weiß nicht, wer Jesus klopfen gehört hat. An unserer Gemeindetür oder in ihrem oder seinem ganz persönlichen Leben. Wenn du ihn klopfen gehört hast, aber dann öffne ihm auch. Wenn wir Jesus hereinlassen, dann macht er uns zu seinem Gast. Dann dient er uns. Er deckt uns den Tisch. Nicht geizig, sondern großzügig. Wir dürfen uns überraschen lassen. Er gibt, könnte man sagen, er gibt noch einmal sich selbst für uns. Ich lese den Schluss:

21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.  22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Es bleibt dabei: Jesus findet laue Gemeinden zum Ausspucken. Jesus ruft laue Gemeinden zur Umkehr auf. Er tut es aus Liebe. Er will sie nicht verlieren! Es gibt Widerstände. In Laodicea kommen sie nicht von außen. Sie haben Widerstände in sich selbst. Sie sind selbstzufrieden. Ihr Feuer ist erloschen. Sie haben vergessen, wie sehr sie Jesus brauchen, darum beten sie nicht, erwarten nichts und was sie tun ist halbherzig. Äußere und innere Widerstände gilt es zu überwinden. Jesus zu lieben und in der Liebe zu ihm zu bleiben, das geht nicht von selbst.   Das muss man wollen. Das muss man tun. Jesus immer wieder hereinlassen!

Wer satt wird bei Jesus, der verändert sich. Wer sich bei ihm ernährt, bekommt ein neues Herz. Wer Jesus nahe an sich heran lässt, flieht nicht vor der Welt. Sie oder er bekommt einen anderen Blick. Und was sie oder er tut, das wird wieder heiß wie ein Espresso oder kalt wie ein Eiskaffee. Es wird Menschen guttun. Es wird Jesus schmecken.

Den Satz haben wir schon zwei Mal in den letzten Gottesdiensten gehört. Und er stimmt auch heute: Wer bei Gott eintaucht, der taucht beim Menschen wieder auf. Wer Jesus zu sich hereinlässt, der findet sich nahe bei den Menschen wieder.

Jesus klopft an. Er klopft bei jeder und jedem von uns an. Wenn man still ist, hört man es. Er klopft an, weil er uns liebt und weil wir ihn brauchen. Umkehr fängt immer damit an, dass man die eigene Armut erkennt und dass man Jesus wieder in sein Herz lässt.

Amen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den Text noch einmal als Ganzes an einem Stück:

14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:

15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest!

16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. 17 Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts! und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.

18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.

19 Welche ich liebhabe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!

20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.  22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

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