Psalm 150 Alles zur Ehre Gottes – Bläserchor als Vorbild der Gemeinde

65. Jubiläum des Bläserchores, 04.09.2022

Liebe Gemeinde, liebe Gäste, liebe Bläserinnen und Bläser,

so ein Jubiläum ist ein guter Anlass, euch Bläsern zu danken. 65 Jahre Bläserchor, das heißt 65 Jahre Treue, 65 Jahre Arbeit, 65 Jahre seine Gaben einbringen, üben, Chor-Einsätze planen und durchführen. Zwei Mal war ich bei einer eurer Jahresstunden.  Eingeladen zum traditionellen Nudeln-mit-Gehacktem-Essen bei Gerda und Hubert Schnell. Unter anderem habt ihr dann zurückgeblickt: In wie vielen Gottesdiensten habt ihr gespielt? Wie oft habt ihr euch in dem Jahr zum Üben getroffen? Ich wie vielen Altenheimen habt ihr gespielt? Auf welchen Beerdigungen wart ihr zu hören? Wo habt ihr einen Gottesdienst im Park unterstützt? U.a.m.

65 Jahre, das sind 65 Chorjahresstunden sozusagen, 65 mal ein Jahr, in dem Bläserinnen und Bläser treu ihren Dienst getan haben. Danke dafür euch, die ihr heute dabei seid,  und allen denen, die in der Vergangenheit dabei waren. Danke auch dir besonders, Günther Schnell, dass du den Chor so viele Jahre dirigierst und leitest.

Ein Bläserjubiläum ist ein guter Anlass, den Bläsern zu danken. Und es ist ein  besonders  guter Anlass, Gott zu loben. Es kann gar nicht anders sein als dass es bei einem solchen Jubiläum um Gottes Ehre geht. Denn das ist die Motivation, die Kraft und das Ziel eines jeden Kirchenchores, egal, ob da gesungen, getrommelt, gezupft oder geblasen wird: Soli deo gloria: Allein Gott zur Ehre! Wie könnte es dann bei einem Jubiläum nicht auch zuerst um Gottes Ehre gehen!?

Ihr Bläser habt  besondere Möglichkeiten, Gottes Ehre herauszuposaunen. Laut. Deutlich. Für alle hörbar. Andere haben andere Instrumente, Tasten oder Saiten, ihre Stimme, oder ihre Hände. Ihre Liebe.  Barmherzigkeit. Aber immer geht es darum, Gott zu ehren. Soli deo gloria. Im letzten der 150 Psalmen, am Ende der Psalmen, werden noch einmal alle,  denen Gott Atem gibt,  aufgefordert, Gott zu loben:

Psalm 150:
1 Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum,
lobet ihn in der Feste seiner Macht!
2 Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit!
3 Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen!
4 Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen!
5 Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln!
6 Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!

Alle möglichen und damals denkbaren Instrumente werden aufgezählt.  Was Luther mit Posaune übersetzt hat ist im hebräischen Text das Schofar-Horn. Und wer kein Instrument spielen kann, die und der lobt Gott mit seinen Lippen, mit Händen, mit seiner Hilfe, Geduld und Liebe zu denen, denen er beisteht.

Jede und jeder ist  zum Lob Gottes aufgefordert. Jede Stimme ist wichtig in Gottes Gemeindechor. Und ganz wichtig ist, dass das Herz mit Gottes Lob gefüllt ist. Lobt Gott mit euren  Posaunen, Trompeten, Hörnern, mit der Tuba, mit Herz und Händen. Das ist mehr als eine Aufforderung! Wer Gott lobt, tut es nicht, weil er es soll, sondern weil er es will. Da läuft etwas über, was in ihm oder ihn ihr ist.

„Ich hör nicht auf zu singen!“ heißt es in einem  neueren Anbetungslied. „Ich hör nicht auf zu blasen“ müsste es für euch Bläser heißen. Ist das Herz nicht gefüllt, dann wird es zur Pflicht. Dann kommt etwas anderes dabei heraus. Dann wird es trocken. Ohne Herz ist es nicht mehr Verkündigung. Kirchenmusik ist Verkündigung, egal in welchem Stil. Kirchenmusik ist Bekenntnis, Zuspruch, sie führt in die Anbetung. Sie schenkt neues Vertrauen. Sie stärkt den Glauben.

Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Da fließt etwas heraus. Da ist etwas in uns, was wir bekennen wollen, was andere hören sollen, was wir ausdrücken wollen, herausposaunen. Wenn Jesus nicht im Herzen wohnt, dann ist es Musik. Wenn Jesus das Herz erfüllt, ist es Musik Gott zur Ehre. Ob wir singen, mit Händen, Worten oder Instrumenten Gott loben: Die ganze Person spielt mit. Person kommt aus dem Lateinischen. „Per sonare“, das heißt hindurchtönen.

Wenn das Lob Gottes durch uns hindurchtönt, dann sind wir eine Person, wie Gott sich sie gedacht hat, zu seiner Ehre. Wenn das Lob Gottes durch einen Bläser klingt, dann erfüllt sich Gottes Ziel. Wenn Gottes Lob durch eine Gemeinde, durch die Menschen hindurchtönt, dann erfüllt sich Gottes Ziel, dann ehren wir Gott. Das wäre ein gelungenes Jubiläum heute, ein geistliches Fest, ein Fest, bei dem auch die Engel ihre Instrumente herausholen, wenn wir uns heute davon neu anstecken lassen: Wir wollen Gott in allem was wir sind und tun die Ehre geben. Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! Alles, was Odem  hat, lobe den HERRN! Halleluja!

Heute danken wir den Bläserinnen und Bläsern.
Heute feiern wir ein Jubiläum Gott zur Ehre.
Und ich möchte den Bläserchor heute als Vorbild für die Gemeinde deutlich machen.
Worin ist der Bläserchor ein Vorbild für alle Christen?

  1. Die Bläser machen ihre Musik zusammen.

Auf das Zusammenspiel kommt es an. Da lobt und spielt nicht jede und jeder in seinem Kämmerlein  oder in ihrem Keller  oder auf dem Dachboden zuhause. Musik führt Menschen zusammen. Christus führt Menschen zusammen. Christen leben nicht für sich allein, sondern als Gemeinde, als Gemeinschaft der Heiligen, derer, die Gott gehören, aus Gnade, und die ihm dienen.  Sie sind der Leib Christi unter dem Haupt der Gemeinde, das ist Jesus.

Jeder spielt sein Instrument, aber alle spielen zusammen. Auf jede kommt es an. Ohne die zweite Posaune oder Trompete oder die Tuba fehlt etwas. Das Lob Gottes wird nicht schön, es wird leiser, es ist nicht mehr deutlich. Gemeinsam klingen wir als Christen, allein krächzen wir.

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, ein Erneurer der Kirche im 18. Jh., einer, der viele Kirchenlieder geschrieben hat, Zinzendorf sagte „Ich konstatiere kein Christentum ohne Gemeinschaft“. Es gibt keine Christen, keinen Glauben, ohne Gemeinschaft. Das war die Überzeugung der so genannten Pietisten im 18. Jh. Christen brauchen einander. Sich zu tragen, sich zu ermutigen, sich zu ergänzen, gemeinsam zu dienen. Es ist Gottes Wille, dass sie einander dienen und dass sie nur zusammen erleben, was er ihnen hier schenken will.

Christen brauchen einander. Und die Welt braucht das Zeugnis einer christlichen Gemeinschaft. Menschen, die sichtbar zusammen auf dem Weg sind, die füreinander da sind, in Liebe verbunden.

Der frühere Fernsehpfarrer Adolf Sommerauer hat das Wort geprägt „Ein Christ allein geht ein!“ Der Glaube verliert seine Kraft. Der Glaube wird privatisiert. Den Glauben zu bekennen ist unendlich schwerer alleine. Es wird aufhören. Wir reden nicht mehr von Jesus. Wir zeigen uns nicht mehr als Christen.

Für die Welt zu beten, Nöte und Dienste im Reich Gottes im Gebet zu Gott bringen,  das ist viel schwerer alleine.  Das Gebet wird privatisiert. Man betet nicht mehr „dein Reich komme, dein Wille geschehe“, man betet nur noch „mein täglich Brot gib mir heute“. Man betet nur noch für sich, für die eigene Familie, den eigenen kleinen Alltag. Ein Gebet, in dem es nur um mich geht, ist kein Gebet im Namen Jesu. Jesus will mehr, als mich durch meinen Alltag führen. Jesus will, dass wir beten, dass seine Herrschaft kommt. „Ein Christ allein geh ein!“ Lasst und von den Bläsern lernen; sie machen es zusammen.

Die Freikirchen haben es von den Pietisten gelernt. „Ich konstatiere kein Christentum ohne Gemeinschaft!“ (Zinzendorf) Gemeinde, das ist kein Verein mit einem Mitgliederverzeichnis. Gemeinde Jesu, das ist ein Miteinander von Menschen, Menschen, die Gott berufen hat.  „Jeder trägt die Last des anderen“, wie Paulus geschrieben hat (Gal 6,2).

Das ist wie bei den Bläsern: (a) Man muss auf die anderen hören, sonst wird da nichts draus.  (b) Man muss sein eigenes Instrument zum Hören bringen. Sonst fehlt da etwas. (c) Und man muss beim Üben dabei sein. Sonst verkümmert, was man gelernt hat, und man lernt nicht dazu. Man spielt immer nur die alten Lieder. Es gibt bestimmt frühere  Bläser, die nicht mehr mitspielen, und ihr Instrument im Schrank gelassen haben. Sie würden es heute nicht mehr gut spielen können. Man verliert, was man lässt, was man nicht mehr übt. Das ist auch im Glauben so!

Wer wirklich mitspielen will, der muss von Herzen dabei sein. Das ist bei den Bläsern so und in der Gemeinde. Anders kann man das gar nicht erklären, die  Bläser und Mitarbeiter einer Gemeinde so viel Zeit und Kraft investieren. Man muss von Herzen dabei sein. – Worin noch sind die Bläser ein Vorbild?

  1. Die Bläser kennen ihre Noten.

Notenkenntnis ist wichtig. Ohne Notenkenntnis keine Musik. Ohne Kenntnis des Wortes Gottes kein lebendiger, hörender, wachsender Glaube. Bibelgespräche sind Noten-Übungsstunden. Da wird genau hingesehen. Was hatte der Text damals zu sagen? Was hat er uns heute zu sagen?  Wie muss man die Aussagen verstehen? Was legt Jesus uns ans Herz? Dabei geht es nie nur um Wissen, sondern um Herzensbildung.

Das persönliche und  gemeinsame  Bibellesen war die große Kraft im Pietismus, in der Erneuerung der Kirche durch Zinzendorf und andere, und es war die Kraft in den Anfängen des Baptismus. Die Bibelstunden waren fast genauso gut besucht wie die Gottesdienste. Ohne Gottes Wort sagen wir uns gegenseitig nur, was wir denken, wie wir das Leben sehen. Wenn wir wissen wollen, was Gott dazu zu sagen hat, müssen wir die Bibel lesen. Von Christus her. Mit Christus in der Mitte.

„Ihr seid das Salz der Erde“, hat Jesus gesagt. „Ihr seid das Licht der Welt!“  Was ist das für ein Anspruch!  Und wo unterscheiden wir uns noch? Im Umgang mit anderen Menschen? In den Werten und Zielen unsers Lebens? Wie sehr darf unser Beruf, unsere Arbeit, unser Wohlstand uns in Besitz nehmen? Wem gehört unsere Zeit? Wem soll unser Besitz dienen?

Gottes Liebe  ist das Kennzeichen des Neuen Bundes. Gottes Liebe, die sich am Kreuz zeigt. Die uns verändern will, die Welt bei uns ablesen soll. „Wie kannst du sagen, dass du Gott liebst, aber deinen Bruder hassen?“ fragt Johannes in seinem Brief (vgl. 1. Joh 4,20). Wie kannst du Gott lieben und bist ohne Liebe zu den Menschen? – Was heißt es denn, zu lieben? Das können wir an Jesus sehen. Und der Heilige Geist formt uns und hilft uns, diese Liebe zu leben. Auch das können wir von den Bläsern lernen:

  1. Ihr Atem kommt von Gott.

Alles, was atmet, lobe den Herrn. Ohne Atem kommt kein Ton. Ohne richtiges Atmen, geht einem die Puste aus. Ihr Bläser könnt Musik machen und Gott loben, als Gemeinde können wir mit Mund und Händen Gott loben, ohne Liebe sind wir ein tönernes Erz, eine klingende Schelle, wie Paulus den Korinthern geschrieben hat. (1. Kor 13)

Gebote und Appelle finden wir auch im Alten Bund. Das Neue im neuen Bund ist Gottes Liebe. „Ein neues Gebot gebe ich euch,“ hat Jesus gesagt, „dass ihr euch untereinander liebt!“ (Joh 13, 34)  „Gott ist die Liebe!“ schreibt Johannes (1. Joh 4,16) „Gottes Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist!“ schreibt Paulus (Römer 5,5)

Alles, was atmet, lobe den Herrn. Alle, die den Geist Gottes empfangen hat, lobet den Herrn. Lebendig im Glauben macht allein der Geist Gottes. Er schenkt uns die Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind. Er formt uns in das Bild Jesu Christi. Er macht unsere Herzen neu, sorgt für eine geistliche Herzensbildung. Der Heilige Geist ist Gottes Atmen für uns.

Drei Punkte will ich nur noch kurz nennen. Worin sind die Bläser vorbildlich?

  1. Sie spielen nicht nur in Kirchenmauern.

Sie gehen auch nach draußen! –Davon können wir als Gemeinde lernen.
Verkündigung in und außerhalb der Gemeinde, das ist unser Auftrag.

  1. Es sind Menschen, die ihr Instrument spielen.

In der Bibel und in der Herrlichkeit sind es Engel, die die Posaune blasen. Hier auf Erden bei uns sind es Menschen, die Gott und anderen Menschen dienen wollen. Fehlerhafte Menschen. Unvollkommene. Menschen, die sich auch verspielen können. „Wir haben den uns von Gott geschenkten Schatz in irdenen Gefäßen!“ hat Paulus es einmal ausgedrückt. (2. Kor 4,7) In zerbrechlichen Gefäßen. Gottes Kraft, Gottes Geist, Gottes Musik wirkt durch Menschen, die anfechtbar, angreifbar und unvollkommen sind. Es gibt niemanden bei den Bläsern und sonst in der Gemeinde, der nicht Gottes Gnade braucht. Und doch hat Gott alle erwählt für seinen Gemeindechor. Und ein Letztes können wir noch von den Bläsern lernen:

  1. Sie haben Spaß bei dem, was sie tun.

Das finde ich vorbildlich. Das kommt rüber, wenn ihr spielt. Das habe ich auch bei den Bläserchor-Jahresstunden empfunden. Es macht euch Freude, was ihr macht.  Das spürt man euch ab. Die Freude an der Arbeit soll nicht das Motiv sein. Aber Gott möchte, dass wir uns freuen an dem, was wir tun. Es ist die Freude an Christus, die uns auf allen unseren Wegen halten und motivieren soll. (Vgl. Phil 4,4)

In diesem Sinne wünsche ich uns als Gemeinde ein fröhliches Zusammenleben, ein frohes Zusammenarbeiten, ein frohes Bekenntnis in dieser Welt. Und ich wünsche euch Bläsern nach viele fröhliche Übungsstunden und Einsätze, viele fröhliche Jahre zur Ehre Gottes. Soli deo gloria.

Amen

 

Profitiert habe ich für diese Predigt besonders von den Predigten im Internet von Daniel Liebscher zu Psalm 150, Freiberg, 11.7.2021, und von Thomas Röder zu 1. Kor. 14,8, Neudorf 1.5.2005.

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