Psalm 46 Eine feste Burg

Norbert Giebel, Reformationstag 31. Oktober 2022
Ökumenischer Gottesdienst in St. Bonifatius Kassel

Psalm 46 Eine feste Burg ist unser Gott

Der Anfang von Psalm 64 fasst zusammen, um was es geht.

„Gott ist unsere sichere Zuflucht,
ein bewahrter Helfer in aller Not,
darum haben wir keine Angst.“
So eine neuere Übersetzung (Gute Nachricht).

Martin Luther hat übersetzt:

2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, 4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.

Das sind starke Bilder. Alles, was sicher schien, gerät ins Wanken. Hier ist ein Mensch oder ein Volk gleichzeitig von einem Tsunami, von großer Flut, und von Erdbeben getroffen. Berge, die man für ewig beständig hielt, sinken ins Meer. Die Welt ist nicht mehr die gleiche. Sie ist bedrohlich. Es gibt nichts mehr, was Halt gibt. Der Boden unter den eigenen Füßen wankt und zerreißt.

Psalm 46 könnte geschrieben worden sein, als Jerusalem belagert war. Wie lange würden sie es noch aushalten in ihrer Angst, in ihrer Sorge? Wie lange noch sind sie vor dem Feind sicher? Und Psalm 46 ist für die Nachwelt geschrieben. Wer ihn singt oder betet, der soll getröstet werden, Halt finden. Denn Gott ist mit uns, er wird uns helfen, wir brauchen keine Angst zu haben.

Gründe zum Fürchten gibt es auch heute mehr als genug: Krieg in Europa – und im Jemen und in anderen Ländern. Unberechenbare Herrscher und Politiker – nicht nur in Russland. Klimakatastrophen. Wälder sterben. Eine weltweite Epidemie. Wirtschaftliche Machtkämpfe zwischen Weltmächten. Energiekrise. Eine große Teuerung.

Psalm 46 hat zunächst nicht die Not eines einzelnen vor Augen. Er spiegelt das Erleben eines ganzen Volkes wider: Der Herr ist mit UNS, eine feste Burg ist UNSER Gott, WIR fürchten uns nicht. Es sind gemeinsame Erfahrungen, die Angst machen.

Ich lese die Verse 5 und 6:
5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. 6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.

Luthers Übersetzung liest sich, als ob das Volk mitten in der Not feiern könnte, tanzen, jubeln. Dass die Stadt „fein lustig“ bleiben soll ist sehr pointiert übersetzt. „Ein Strom von vielen Bächen gespeist, erfreut die Stadt Gottes“ lesen wir in der Gute-Nachricht-Übersetzung. Sie erleben Freude und Stärkung, Zeichen der Nähe Gottes, darum geht es.

Die Stadt Gottes ist belagert. Aber Gott wohnt in dieser Stadt! Sie wird nicht untergehen!  Die Nacht wird sich zum Morgen wenden.  Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Und schon jetzt fließen Gottes Ströme durch seine Stadt. Gott lässt sein Volk nicht verdursten. Gott versorgt sie. Wie er Manna in der Wüste regnen ließ, wie er aus Steinen Wasser fließen ließ, so wird er sie auch jetzt versorgen.

Ich lese Ver 7:
7 Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt.

Gott ist der Herr auch über die Feinde, die euch jetzt belagern. Er ist der Herr über die Völker. Die Mächtigen dieser Welt, sie werden vergehen. Ihre Macht ist begrenzt.

Vers 8 ist wie ein Refrain in Psalm 46. Er wird Ver 12 noch einmal wiederholt:
„Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“

Luther hat übersetzt „Gott ist unsere Burg“. Das hebräische Wort meint Schutz oder Zuflucht. Burg ist auch eine angemessene Übersetzung für Luthers Zeit. Es geht um einen Ort, zu dem man fliehen kann, wenn geschossen wird. Ein sicheres Asyl. Ein Ort, wo man den Frieden, Geborgenheit und Hoffnung findet in der Not.

Egal für uns heute, ob es ein innerer Krieg in mir selbst oder eine äußere Auseinandersetzung ist: „Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ Zebaoth heißt „Heerscharen“ übersetzt. Der Herr aller Engel und Mächte, er ist mit uns, auf unserer Seite. Bei ihm findest du Zuflucht.

Ich lese Vers 9 bis 11:
9 Kommt her und schauet die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, 10 der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden.

Mich persönlich tröstet Psalm 46. Da soll er auch. Es ist ein Trostpsalm. Ich darf mich bei Gott bergen. Bei ihm finde ich Frieden. Diese Verse aber rufen eine große Sehnsucht in mir wach! Sie lassen mich dringend und aufgewühlt beten! Wann werden Kriege und Unrecht aufhören?

„Du bist es, Herr, der Kriegen ein Ende macht. Du bist es, der Bogen zerbricht, Gewehre krumm macht, Panzer zerstört, Raketen zu einem bunten Feuerwerk am Himmel verwandelt. Ich bitte dich, Herr, tu es bald. Segne alle Bemühungen um Frieden. Falle Ungerechten in die Arme. Lass Waffen schweigen.“

Kriege, Teuerung, Umweltkatastrophen, Krankheiten werden uns in der Bibel angekündigt, für die Zeit, in der Gott sein Reich noch nicht aufgerichtet hat. Erst wenn Christus wiederkommt, wird alles das aufhören. Aber heute schon greift Gott ein, tut Wunder, setzt Zeichen, als würde er schon einmal ein Fenster des Himmels öffnen. Und heute schon, will er seine Menschen zu Friedensstiftern machen. „Herr, erbarme dich. Herr, hilf. Herr, lass es wieder Frieden werden.“

„Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ „Mit uns“ ist in der hebräischen Sprache nur ein Wort: „immanu“. Bekannter ist uns das Wort „Immanuel“; das heißt, „Gott ist mit uns“. „Immanuel“ das ist einer der Namen, den der Prophet Jesaja für den Messias vorausgesagt hat. Und dieser Messias, dieser Christus ist dann gekommen, dass er die Werke des Teufels zerstöre: Dieser eine Name „kann den Teufel fällen“ schreibt Luther. „Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muss er behalten.

Das Volk ist in Not. Wir sind in Not. Aus eigener Macht, mit eigenen Möglichkeiten, kann das Volk sich nicht retten. Wir können uns nicht selbst retten und an unserem eigenen Schopf aus dem Schlamm ziehen. Wir brauchen Christus.

Luther singt in seinem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“:
„Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.“

Wir bekommen die Knoten nicht auf, die wir selbst geknüpft haben. Knoten in uns selbst. Knoten in Beziehungen zu anderen. Knoten in unserer Beziehung zu Gott. Wir brauchen Jesus. Das ist das Reformatorische und das Ökumenische heute: Wir brauchen Jesus. Unsere Erlösung ist allein sein Werk. Aber auch unser Leben schaffen wir nicht ohne ihn. Unsere Verantwortung in der Welt wahrzunehmen, schaffen wir nicht ohne ihn. Frieden zu schaffen, schaffen wir nicht ohne ihn.  So denke ich führt uns alle der Reformationstag in die Demut. Wir brauchen Jesus. Immanuel.

Ich schließe, wir ich begonnen habe mit dem Anfang von Psalm 4:

„Gott ist unsere sichere Zuflucht,
ein bewahrter Helfer in aller Not,
darum haben wir keine Angst.“  

Amen.

 

 

 

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