Wer bekennt wird gerettet

Liebe Gemeinde,

was ist eigentlich Glaube? Und warum soll man anderen seinen Glauben bekennen, davon sprechen, anderen erzählen, an wen und warum ich glaube? Um diese Fragen geht es heute. Ich lese Römer 10, 9-17:

„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht (Jes 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden« (Joel 3,5).
Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jes 52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!« Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jes 53,1): »Herr, wer glaubt unserm Predigen?« So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt« (Ps 19,5).“

  1. Wer glaubt und bekennt, der ist gerettet.

„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“

Das ist ein Kernsatz, worum es im Glauben geht. Das ist geradezu eine Definition des Glaubens: Mit dem Munde bekennen, dass Jesus der Herr ist, und in seinem Herzen glauben, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. Das ist die Mitte des christlichen Glaubens und des einzelnen Christen. Glauben ist kein religiöses Gefühl. Es geht im Kern auch nicht darum, bestimmte Regeln oder Gebote für richtig zu halten und einzuhalten. Es geht um unser Leben.

„Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“  Es geht beim Glauben nicht um einen netten Zusatz zu unserem Leben, so ein kleines Plus oben drauf. Es geht um die Rettung unseres Lebens.

Warum Rettung? Sind wir denn gefährdet? Sind wir irgendwie in Gefahr?  Steht es so schlecht um uns, dass wir gerettet werden müssen? In einem biblischen Wörterbuch heißt es, dass es bei dem, was das griechische Wort „retten“ bedeutet, um Rettung aus größter Gefahr geht: „So wie man ein Kind aus einem brennenden Haus rettet“, kann man dort lesen (Bauer).

Was  ist denn so gefährlich? Wovor muss man gerettet werden? Gott ist so gefährlich.
Oder anders gesagt: Ohne Gott zu leben, gegen ihn zu leben, das ist gefährlich. Gott ist heilig und alles, was nicht heilig ist, kann nicht zu ihm kommen. Gott ist wie das Licht, in das kein Dunkel kommen kann. Dunkelheit kann man nicht ins Licht bringen, es wird sofort Licht.

Gott ist heilig. Er will etwas und er kann gar nicht anders, als dies zu wollen, denn das ist sein Wesen. Gott will Liebe unter den Menschen. Er will Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Barmherzigkeit unter den Menschen. Gott will, dass Menschen im Frieden versöhnlich selbstlos miteinander umgehen. Gott will das, weil er selber so ist. Das kann er auch nicht einfach lassen. Das ist sein Wesen.

Und Gott will als Gott geehrt werden. Als der Herr. Er will nicht einsortiert werden als ein Teil unseres Lebens. Er will da drüber stehen. Ihn allein sollen wir anbeten, ihm alle Ehre geben. Ein Gott, der nur ein  Teil von etwas sein wollte, das wäre kein Gott. Das wäre ein Götze. Ein Teil des Lebens aber nicht einer, der der ganzen Schöpfung und allem Leben gegenüber steht. Dass Gott heilig ist, das ist sein Wesen. Er kann seine Heiligkeit nicht ablegen. So wie Licht immer hell ist und Wasser immer nass, so ist Gott immer heilig. Das geht gar nicht anders! Trockenes Wasser wäre kein Wasser!

Alle Menschen werden einmal vor Gottes Heiligkeit stehen. Und die ist zu fürchten! Da brauchen wir  die Rettung, von der Paulus schreibt. Denn keiner ist nur gerecht, niemand ist nur voller Liebe, keiner ist ohne Sünde. Darum wird jeder gerichtet jeder vergeht vor Gottes Wesen wie die Dunkelheit, wenn das Licht angeht.

Aber der heilige Gott liebt uns! Seine Liebe gehört auch zu seinem Wesen. „Gott ist die Liebe“ schreibt Paulus.  Seine Liebe kann er genau so wenig lassen!  Er möchte am liebsten jeden Menschen bei sich haben! Und jedem Gutes tun! Er liebt sie alle. Darum hat er selbst  alle Strafe,  alle Verlorenheit,  alles, was zwischen Gott und uns steht, am Kreuz getragen. So sehr hat der Gott gelitten, weil wir von ihm getrennt sind.

Wer an Jesus glaubt, der ist gerettet. Das ist eine Kernaussage bei Paulus. Egal ob er Jude oder Grieche ist. Grieche, das war der Sammelbegriff damals für alle Nichtjuden. Immer wieder ist Paulus das im Römerbrief wichtig:  Juden und alle anderen Menschen werden gerettet, wenn sie an Jesus glauben. Gerettet sein, das heißt, zu Gott gehören dürfen, bei Gott willkommen sein, ein Teil von Gottes Familie werden, ewig leben. Juden und Heiden werden gerettet, wenn sie an Jesus glauben.

„Wie aber sollen sie glauben, wenn sie nicht gehört haben, was Gott für sie getan hat?“ fragt Paulus. „Wie sollen sie es hören, wenn es ihnen keiner sagt? Wie soll es ihnen jemand sagen, wenn niemand sendet?“ Besser: Wenn sich niemand senden lässt?

  1. Glaube und Bekennen gehören zusammen

Was zeichnet den Glauben aus? Paulus nennt zwei Aspekte:  Vertrauen und Bekennen. Da ist zum einem das Vertrauen, der Glaube, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. Die Auferweckung Jesu, sie ist der Gipfel des Glaubens   aber   auch seine Voraussetzung. Wäre Jesus im Tod geblieben, dann wäre er ein guter Mensch gewesen mit tragischem Ende,  jemand der behauptet hat, er sei von Gott gekommen. Die Auferweckung ist Gottes Ja, Gottes Bestätigung zu dem, was Jesus gepredigt und gelebt hat.

Mit unserem Herzen glauben wir das. „Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht!“ Mein Herz, das ist das, was mich am Tiefsten ausmacht. Meine Personenmitte. Da sitzen meine offensichtlichen oder verborgenen Motive und Ziele. Im Herz werden meine Entscheidungen getroffen. Im Herz sitzt auch der Verstand in der Vorstellung der Bibel. Der Glaube ist nicht unvernünftig.

Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“ Das ist der zweite Akzent dieses Glaubens, der rettet: Mit dem Mund bekennen, dass Jesus der Herr ist, dass wir nicht mehr selbst unser Leben bestimmen, sondern uns an ihm orientieren. Dieses Bekenntnis soll öffentlich sein. Hörbar. Man kann sagen, der Glaube sei etwas  Persönliches,  aber er ist nie etwas Privates, das keinen etwas angeht.

Der Glaube will im Herzen und auf den Lippen getragen werden. Was einem ein Herzensanliegen ist, was mich trägt, was mich freut, das behält man nicht für sich. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über!“ sagt man. Das, worüber du redest, zeigt, was du im Herzen hast.

Vertrauen das ist die Innenseite unserer Beziehung zu Gott. Bekennen ist die Außenseite unserer Beziehung zu ihm. Der Glaube eines Menschen wird erkennbar an dem, was er sagt. Das Bekenntnis soll mit dem Mund geschehen.

Natürlich geht es dabei nicht nur um bloße Worte. Es geht nicht um Lippenbekenntnisse in dem Sinn, dass man von etwas redet, was man selbst nicht lebt. Die Warnung von Jesus gilt immer noch, dass nicht jeder, der Herr, Herr ruft auch ins Himmelreich kommt (Matth. 7,21). Jesus will auch Taten sehen. Zum Glauben kommt die Nachfolge hinzu.

Wenn der Glaube eine Herzensangelegenheit ist, dann wird er sich auch in einem dem entsprechenden Verhalten zeigen. Das Leben eines gläubigen Menschen wird sich am Vorbild Jesu orientieren. Der Glaube verändert einen Menschen nach innen und nach außen, in seiner Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen. Glauben und Bekennen gehören zusammen:

Erzählen, was mich tröstet, erzählen, dass ich bete und warum ich gerne bete. Von einem Gottesdienst oder der Gemeinde erzählen, weitersagen, dass ich eine tiefe Freude im Leben habe. Einem Nachbarn oder Kollegen in Not sagen, dass ich für ihn bete. Und ihn besuchen.

Menschen werden sich wundern, vermute ich. Vielleicht wird auch jemand innerlich den Kopf schütteln oder uns belächeln. Aber wenn wir von uns erzählen, dass wir glauben, dass wir beten, das wird von vielen geachtet  werden. Ich glaube nicht, dass wir auf bösartige Ablehnung stoßen, wenn wir von uns erzählen. Wir leben nicht in einer Verfolgungssituation. Glaubensfreiheit und Meinungsfreiheit wird von vielen Menschen geachtet und gelebt. Wir können ohne groß angegriffen zu werden, unseren Glauben bekennen.

„Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“

Aber“, das weiß auch Paulus, „aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jes 53,1): „Herr, wer glaubt unserm Predigen?“ – So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“

Nicht alle kommen zum Glauben, nicht alle lassen unser Bekenntnis an sich heran. Aber es bleibt dabei: „Der Glaube kommt aus der Predigt!“ Damit ist nicht nur, ja nicht einmal zuerst die Predigt in einem Gottesdienst gemeint. Der Glaube kommt aus der Verkündigung.  Der Glaube kommt aus dem, dass Menschen ihn weitersagen.

Das griechische Wort, das Paulus verwendet, bedeutet beides: Das Gesagte und das Gehörte. „Akoä“ meint das, was jemand gesagt hat  und  der andere dann gehört hat. Man kann auch übersetzen: „Der Glaube kommt aus dem Gehörten“, dass jemand hinhört, sich etwas sagen lässt, etwas zu Gehör nimmt. Der Glaube kommt aus dem Hinhören und beherzigen, was man gehört hat.

Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden!“ Aber wie soll jemand anrufen, wenn er nichts hört? Wie soll jemand hören, wenn es ihm keiner sagt? Wie soll es ihm jemand sagen, wenn niemand gesandt ist? Gemeint ist: Wenn sich niemand senden lässt?!

„Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden!“ Auch wenn man ganz zaghaft ruft. Auch wenn jemand den Namen des Herrn anruft, der noch so vieles nicht versteht, der noch nicht weiß, wohin das Ganze führt. Aber er ruft. „Jesus erbarme dich!“ oder „Jesus, hier bin ich!“ oder „Jesus, dich will finden, dir will ich vertrauen!“ Das Entscheidende ist, dass man ihn zurückruft, denn zuerst ruft er ja nach uns. Gott ruft alle Menschen auf der ganzen Welt an, aber viele rufen nicht zurück.

Ich mache das manchmal, dass ich nur einen Satz bete. Es gibt so viele Formen des Betens. Manchmal mag ich das, Jesus nur einen Satz zu sagen  und  den Satz für eine gewisse Zeit immer wieder laut oder leise zu wiederholen. „Jesus, erbarme dich!“ „Jesus, hier bin ich!“ „Jesus, mein Herr!“ „Jesus, ich liebe dich!“ Damit antworte ich auf alles das, was ich gehört habe und mit ihm erlebt habe.

„Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet!“ Der Auftrag ist klar. Denn: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden!

Amen

 

 

 

 

 

Ich habe mit Gewinn gelesen und Gedanken oder Formulierungen übernommen aus den Predigten von Alexander Dölecke vom 18.09.2016 in Bramsche www.predigtpreis.de sowie von Achim Knecht, ebenfalls vom 18.09.2016 in Frankfurt St. Katharinen bei www.efo-magazin.de.

 

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